Warum nichts zu tun manchmal die beste Entscheidung ist
Es ist inzwischen mehrere Monate her, dass wir einen neuen Titel in den Alpha Star-Fonds aufgenommen haben. Vielmehr haben wir zuletzt nur sehr geringfügige Veränderungen in den Depots vorgenommen und durften dabei zusehen, wie sich die Investment-Entscheidungen von vor vielen Monaten, teilweise Jahren, sehr positiv entwickelt haben.
Tatsächlich ist es so, dass ein „Alles-beim-Alten-lassen“ oftmals das Richtige ist. Dennoch tun wir Menschen uns schwer, mit Inaktivität umzugehen. Wer einmal einen sonnigen Sommertag auf der Couch verbracht hat, kennt das vermutlich. Das schlechte Gewissen nagt sofort, ohne genau zu wissen warum. Man hätte das gute Wetter auch für eine Radtour nutzen können oder um den Garten umzugraben. Als wäre es der letzte Sommertag.
Diese uns innewohnende Unruhe verleitet uns häufig auch dazu, Aktivität und Produktivität zu verwechseln. Als Anleger dürfen wir diesen Fehler nicht machen, weil er uns teuer zu stehen kommen kann.
Unsere Aufgabe als Fonds-Advisor ist es, Ihr Kapital bestmöglich in Aktien zu investieren. Im Idealfall heißt das natürlich, zu 100% in unseren besten Ideen investiert zu sein. In der Realität ist das jedoch nicht immer sinnvoll, denn voll investiert zu sein, ist dann nicht wertstiftend, wenn dieses Ziel nur zu Preisen erreicht werden würde, die wir nicht für angemessen halten. Daher halten wir Inaktivität derzeit für eine gute Alternative. Nichts zu tun, ist auch eine Entscheidung.
Immerhin sind die Alpha Star-Fonds aus unserer Sicht sehr gut aufgestellt. Diese Aussage wurde jüngst durch beeindruckende Halbjahreszahlen untermauert. Trotz Corona und der Rezession im zweiten Quartal haben unsere Unternehmen über beide Fonds hinweg in den ersten sechs Monaten des Jahres im Durchschnitt eine Gewinnsteigerung um rund 30% hingelegt. Die Kursentwicklung hat diese Zahlen entsprechend reflektiert.
Aber auch wenn wir hinsichtlich der Portfolios nicht sehr aktiv waren, waren wir gleichwohl produktiv. In den Monaten März bis September haben wir 35 Vorstandsgespräche geführt, also durchschnittlich 1,5 Gespräche pro Woche. Zusätzlich haben wir über 50 Unternehmenspräsentationen verfolgt – bedingt durch Corona in diesem Jahr meist online.
Daraus haben wir auch zahlreiche Investmentideen generiert. Als potenzielle Kandidaten für die Alpha Star-Fonds sind hieraus ca. eine Handvoll Unternehmen übrig geblieben. Diese könnten zu gegebener Zeit teil unserer Portfolios werden.
Noch ist es jedoch nicht so weit. Die Aktivität in den Portfolios wird dann folgen, wenn wir der Auffassung sind, dass wir auch einen guten Preis für die Aktien bekommen. Insofern werden wir noch etwas Geduld aufbringen müssen. Aber Geduld braucht man als Aktionär sowieso. Denn, die Erfolge der Unternehmen stellen sich meist nicht von heute auf morgen ein, sondern brauchen Zeit zu reifen.
Genauso wie die Erkenntnisse und Entscheidungen von Mitte 2018 zu den guten Resultaten in den vergangenen Monaten beigetragen haben, werden wir unsere Entscheidungen heute und morgen erst in einigen Monaten und Jahren belastbar beurteilen können. Wir sind der Überzeugung, dass es eine der wichtigsten Schlachten ist, die es als Anleger zu schlagen gilt: Der fortwährende Kampf zwischen Ratio und Emotion.
Diese Schlacht ist nicht einmalig zu führen, sondern muss wieder und wieder ausgefochten werden. Wenn die Emotion zu oft gewinnt, endet das meist nicht gut für das Portfolio. Denn dann entscheidet das Glück über das Schicksal des Portfolios. Wenn es gelingt in den meisten Fällen die Ratio gewinnen zu lassen, wird die Abhängigkeit vom Faktor Glück geringer und über Zeit drücken Strategie und Analyseansatz der Renditeentwicklung ihren Stempel auf.