Alpha-Strahlung im Kampf gegen Krebs

Ein außergewöhnliches Radionuklid, das Krebszellen präzise zerstört. Mit seinen einzigartigen Eigenschaften könnte Ac-225 die Zukunft der Krebstherapie entscheidend prägen.
Krebs ist eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren. Diese entarteten Zellen können in umliegendes Gewebe eindringen und es zerstören. Häufig bilden sie einen Tumor. Dieser kann, vorausgesetzt, er wird frühzeitig mit den richtigen Verfahren diagnostiziert und lokalisiert, durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass die Entfernung des Tumors an der betroffenen Stelle möglich ist. Bei einigen Krebsarten ist dies nicht der Fall. So zirkulieren beispielsweise bei Leukämie, auch Blutkrebs genannt, die Krebszellen frei im Blut und bilden keine festen Tumore. Die Behandlung einer solchen Erkrankung erfordert eine besondere Vorgehensweise. Die operative Entfernung eines Tumors besteht im Wesentlichen aus zwei Schritten. Zunächst muss der Tumor sichtbar gemacht werden. Dies geschieht in der Regel mit einem sogenannten Tracer, einem radioaktiv strahlenden Stoff mit einer sehr kurzen Halbwertszeit, um die Radioaktivität und damit verbundene Schäden im Körper zu minimieren. Diese Strahlung wird anschließend in einem bildgebenden Verfahren, dem sogenannten PET-Scan, sichtbar. Mit dem so entstandenen Bild wissen die Chirurgen genau, wo der Tumor liegt und welches Gewebe sie im zweiten Schritt, dem operativen Eingriff, entfernen müssen.

Ein Wirkstoff mit Präzision und Herausforderungen

Damit Ac-225 nicht wahllos Gewebe angreift, wird es an Trägermoleküle wie Antikörper gekoppelt, die spezifisch an Krebszellen binden. Durch diese Kopplung kann ein Wirkstoff erzeugt werden, der nach Verabreichung Krebszellen gezielt sucht, sich an sie bindet und sie effektiv zerstört. Laufende Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse, sodass für das nächste Jahrzehnt ein erheblicher Anstieg der Nachfrage nach Ac-225 prognostiziert wird. Die Herausforderung wird darin bestehen, diese Nachfrage zu decken.

Der größte Nachteil von Ac-225 ist seine Verfügbarkeit. Trotz seines therapeutischen Potenzials ist Ac-225 nach wie vor nicht in ausreichender Menge verfügbar. Grund dafür ist die geringe Halbwertszeit von nur 10 Tagen, die eine längere Lagerung unmöglich macht. Es muss stets kurz vor seiner Anwendung produziert werden. Lieferungen über größere Distanzen stellen daher eine Herausforderung dar. Eine Möglichkeit, Ac-225 zu gewinnen, ist die Bestrahlung in einem Kernreaktor. Dabei werden Thorium-232 oder Radium-226 verwendet – zwei extrem gefährliche und hochradioaktive Materialien, die nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen gehandhabt werden können.

Eine weitere Methode zur Produktion von Ac-225 ist der Einsatz eines Zyklotrons, einer Art kleiner Teilchenbeschleuniger. Diese Produktionsweise bietet zusätzliche Vorteile: Das Produkt weist eine höhere Reinheit auf und die Produktionszeit ist kürzer. Der Hersteller für radioaktive Komponenten Eckert & Ziegler hat im Juni 2024 eine Kooperation mit dem Institut für Kernphysik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften geschlossen. Gemeinsam haben sie einen der vielversprechendsten Produktionswege für Ac-225 erforscht und eine Produktionsanlage speziell dafür errichtet. Von diesem Standort aus kann Eckert & Ziegler einen großen Teil des europäischen Marktes mit Ac-225 versorgen.

Am 13. November wurde bekannt gegeben, dass Eckert & Ziegler einen Kooperations- und Lizenzvertrag mit Telix Pharmaceuticals über die von Eckert & Ziegler verwendete Zyklotron-Technologie zur Herstellung von Ac-225 unterzeichnet hat. Telix ist ein global agierendes biopharmazeutisches Unternehmen aus Australien, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Radiopharmazeutika zur Diagnose und Behandlung von Krebs sowie seltener Erkrankungen spezialisiert hat. Der Vertrag sichert Eckert & Ziegler Zahlungen von bis zu 20 Millionen Euro über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren sowie Zugang zu zusätzlichen Produktionskapazitäten für Ac-225. Die jüngsten strategischen Partnerschaften und technologischen Fortschritte positionieren Eckert & Ziegler als zentralen Akteur in der zukunftsträchtigen Radiopharma-Branche. Mit einem weiteren Ausbau der Kapazitäten und einer steigenden Nachfrage nach präzisen Krebstherapien könnte das Unternehmen langfristig erhebliche Wachstumsimpulse erfahren.