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Behavioral Finance

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Wenn wir über das Investieren an der Börse sprechen, dann konzentrieren wir uns meist auf die wissenschaftliche Betrachtung der klassischen Finanztheorie. Diese Betrachtungsweisen sind jedoch häufig modellartig und zu Teilen praxisfremd. Das liegt unter anderem daran, dass die Modelle Annahmen unterstellen, die in der Praxis nicht in der Form vorzufinden sind.Um eine Investitionsentscheidung vollkommen rational entscheiden zu können, bedarf es zum Beispiel der perfekten Information über alle relevanten Sachverhalte und Hintergründe. Es müssen zudem alle Alternativen berücksichtigt und durchdacht werden. Das ist ein schier unmögliches Unterfangen. Vielmehr sind unsere Entscheidungen im Alltag eher heuristisch geprägt. Wir reduzieren die Fülle an Informationen auf das Wesentliche und verwenden Erfahrungswerte oder Faustregeln um zu einer Entscheidung zu kommen.

Anders gesagt, unser Handeln ist nicht vollkommen rational geprägt. Vielmehr sind unsere vermeintlich rationalen Entscheidungsprozesse fehlerbehaftet. Diese Phänomene zu erklären versucht der Wissenschaftszweig des Behavioral Finance, also der verhaltensorientierten Finanzierungslehre.

Die Lehre unterscheidet zwischen zwei Fehlerquellen. Zum Einen sind dies kognitive Verzerrungen, welche das Resultat fehlerhafter Schlussfolgerungen oder falscher Informationsverarbeitung etc. sind. Zum Anderen sind dies emotionale Verzerrungen, die aus einem Impuls oder einer Intuition heraus entstehen und falsche Entscheidungen auf Grund von Gefühlen hervorrufen.

Kognitive und emotionale Verzerrungen beeinflussen unsere Entscheidungen und führen zu einer Abweichung der Entscheidung von dem was eigentlich angemessen wäre. Eine Adressierung dieses Themas kann aus diesem Grund sehr gewinnbringend sein und die Investitionsentscheidungen verbessern. Daher wollen wir hier einen Überblick über die wichtigsten Fehlerquellen geben.

Zunächst widmen wir uns den kognitiven Verzerrungen und werden uns dann den emotionalen Verzerrungen zuwenden.

Kognitive Verzerrungen sind Verzerrungen bei der Denkweise bzw. unterbewusste, mentale Vorgänge bei der Datenverarbeitung, welche die Entscheidungsfindung beeinflussen. Sie beruhen auf dem Ziehen falscher Schlussfolgerungen, was jedoch den Vorteil hat, dass diese korrigiert werden können. Werfen wir einen Blick auf die neun wichtigsten kognitiven Verzerrungen.

Konservatismus

Konservatismus bedeutet, dass bisherige Sichtweisen und Prognosen unverändert belassen werden, obwohl neue Informationen verfügbar sind. Es wird also auf neue Informationen nicht angemessen reagiert und diesen eine falsche Bedeutung beigemessen. Das Resultat einer solchen Handlung leuchtet ein. Werden die Potenziale einer Aktie nicht neu bewertet, sobald neue Informationen vorhanden sind, läuft man Gefahr nicht adäquat investiert zu sein. Hintergrund des Konservatismus ist, dass die Analyse von Informationen mitunter aufwendig sein kann. Je schwieriger die Analyse, desto eher neigen Anleger zur Untergewichtung der neuen Information, was fatale Folgen haben kann. Um bei einem Investment langfristig erfolgreich zu sein, müssen neue Informationen stets sorgfältig berücksichtigt werden!

Bestätigung

Wenn wir uns eine Meinung gebildet haben, suchen wir nach Bestätigung. Dies führt dazu, dass wir teilweise eine selektive Wahrnehmung ausbilden. Wir suchen gezielt nach Informationen die unsere Ansichten bestätigen und ignorieren oder unterschätzen gegenläufige Informationen. Wir messen Meinungen, die unserer eigenen entspricht, einen größeren Stellenwert bei. Der Grund dafür ist, dass es einfacher ist, mit gleichgerichteten Informationen zu arbeiten. Dies kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. Bei einer Aktie kann dies dazu führen, dass wir negative Aspekte ignorieren. Dies setzt uns unter Umständen einem viel größeren Risiko aus, als wir eigentlich gewollt haben. Investitionsentscheidungen sind fehlerbehaftet. Um dem zu entgehen, sollte man aktiv nach Informationen suchen, die gegenläufig zu unserer vorherrschenden Meinung sind. Dies kann das Risiko minimieren bestimmte Informationen auszublenden.

Repräsentativität

Wir denken in Schubladen und haben einen Hang dazu, neue Ereignisse in uns bisher bekannten Kategorien einzuordnen. Die Klassifizierung führen wir auch dann durch, wenn die Einordnung einer Information überhaupt nicht in eine bekannte Schublade gesteckt werden kann. Dies führt dann dazu, dass wir neuen Informationen unter Umständen einen viel höheren Stellenwert beimessen, als dies angebracht wäre. Durch unsere vordefinierte Kategorisierung haben wir eine viel zu kleine Ausgangsbasis, um die Einstufung vollumfänglich korrekt durchzuführen. Wir machen fehlerhafte Eingruppierungen. Die andere Konsequenz ist, dass wir die Kategorien als repräsentativ einstufen. Auch das kann fehlerhaft sein, wenn die Kategorien tatsächlich nicht repräsentativ sind. In der Regel sind sie es nicht. Die neue Information wird in beiden Fällen übergewichtet. Anleger neigen zum Beispiel häufig dazu, in Aktien einzusteigen, die gerade eine starke Kursrally hinter sich haben. Anscheinend werden Aktien, deren Kurse auf hohen Niveaus notieren, in die Kategorie „gutes Investment“ eingegliedert. Wenn die Kurse fallen, steigen sie wieder aus. Das Denken in diesen Kategorien kostet Anlegern viel Rendite und Transaktionsgebühren.

Kontrollillusion

Viele Anleger glauben, Sie können die Entwicklung ihrer Anlagen kontrollieren oder sogar beeinflussen. Die eigene Erfolgswahrscheinlichkeit wird also als überdurchschnittlich hoch eingeschätzt. Zum Beispiel sind Menschen laut Untersuchungen dazu bereit mehr für einen Lottoschein zu bezahlen, wenn Sie die Zahlen selber auswählen können, als wenn die Zahlen automatisch und zufällig ausgesucht werden. Die Gewinnwahrscheinlichkeit ist in beiden Fällen gleich niedrig. Diese Kontrollillusion führt dazu, dass Anleger zum einen mehr handeln als es angemessen ist und zum anderen eine unsachgemäße Diversifikation ihres Portfolios führen. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir die Entwicklung unserer Anlagen nicht aktiv beeinflussen können. Des Weiteren müssen wir berücksichtigen, dass kurzfristige Trends an den Börsen durch Emotionen oder Impulse beeinflusst sind. Diese sind nicht kontrollierbar. Eine langfristige Orientierung kann diesen psychologischen Aspekten entgegensteuern.

Rückblick

Wenn man auf vergangene Ereignisse zurückblickt, neigt man dazu, diese im Nachhinein als vorhersehbar und erwartbar einzustufen. Wie viele Menschen sagen heute, dass die Immobilienkrise in den USA vorhersehbar war und wie viele haben es tatsächlich getan? Der Grund ist, dass unser Gehirn die Vergangenheit rekonstruiert und die Lücken eigenständig ausfüllt. Im Nachhinein haben wir eine andere Informationsbasis, was uns bei zukünftigen Ereignissen in eine falsche Richtung lenken kann. Aus diesem Grund sollten Investitionsentscheidungen und deren Gründe stets festgehalten werden. Damit lässt sich auch später noch eine Überprüfung anstellen, ohne dass wir unbewusst neue Informationen einfließen lassen.

Ankern und Anpassen

Wenn Menschen einen Wert schätzen müssen, etwa den Gewinn eines Unternehmens, dann neigen sie dazu, sich einen Ankerpunkt als Ausgangsbasis zu wählen. Ausgehend davon werden dann bei neuen Informationen Anpassungen vorgenommen. Hintergrund dessen ist, dass es uns leichter fällt einen relativen Vergleich anzustellen, anstatt absolute Zahlen zu schätzen. Die Folge ist, dass dem Anker eine viel zu große Bedeutung beigemessen wird. Zum Beispiel wird das Ergebnis eines Unternehmens mit 10 Mio. € geschätzt. Das ist der Anker. Kommen nun neue Informationen hinzu – ob gut oder schlecht – neigen wir dazu den Ankerpunkt als Referenz zu behalten, anstatt eine adäquate Anpassung vorzunehmen. Wir müssen daher im Hinterkopf behalten, dass vergangene Daten nur sehr wenig über die zukünftige Entwicklung aussagen und uns von Ankerpunkten entfernen.

Mentale Buchführung

Das bereits erwähnte Denken in Schubladen praktizieren wir auch hinsichtlich unseres Vermögens. So behandeln wir den einen Betrag Geld anders als eine andere Summe gleicher Größe, abhängig von dem mentalen Konto dem wir den Betrag zugeteilt haben. Wir klassifizieren Beträge in Kategorien wie Herkunft des Geldes (Gehalt, Erbe, Dividenden etc.) oder geplante Verwendung des Geldes (Miete, Altersvorsorge, Urlaub). Dies führt dazu, dass Beträge in mentale Töpfe gesteckt und unterschiedlich behandelt werden, ohne zu berücksichtigen, wie die verschiedenen Anlageformen miteinander korrelieren. Das führt unter Umständen zu einer ungünstigen Anlageallokation und damit einer zu niedrigeren Performance als möglich. Man sollte hingegen sein Vermögen als gesamtes betrachten und alle Vermögensgegenstände in die Strukturierung der Anlagestreuung mit einbeziehen.

Rahmendenken

Menschen neigen dazu, ein und dieselbe Frage unterschiedlich zu beantworten, abhängig davon, wie die Frage gestellt wird, also abhängig vom Rahmen der Frage. Wenn jemand vor die Wahl zwischen zwei Aktien mit einer völlig identischen Chance-Risiko-Struktur gestellt und ihm erzählt wird, dass Aktie A eine 70 %ige Chance hat zu steigen und Aktie B eine 30 %ige Chance hat zu fallen, wird die Person vermutlich Aktie A wählen. Je nachdem wie die Frage gerahmt wird, verändert sich die Bereitschaft Risiko zu akzeptieren. Aus diesem Grund sollte man vergangene Kursentwicklungen ignorieren, da uns eine positive Entwicklung einen positiven Rahmen schafft und unsere Objektivität beeinflusst. Man sollte ausschließlich auf die zukünftigen Chancen einer Aktie schauen!

Verfügbarkeit

Wir entscheiden uns hinsichtlich der Verfügbarkeit von Informationen. Was uns zuerst in den Sinn kommt, dem messen wir eine höhere Wahrscheinlichkeit bei. Eine Antwort oder Idee, die wir zuerst haben, halten wir wahrscheinlich für richtig, wenngleich dies nicht der Fall ist. Zudem filtern wir nach unserer eigenen Relevanz, basierend auf unseren Erfahrungen und Kenntnissen. Außerdem beziehen wir Dinge gerne auf unser persönliches Leben. Die Konsequenz daraus ist, dass wir unsere Anlageentscheidungen eventuell zu einseitig treffen. Ein Angestellter in der Automobilindustrie hält eventuell zu viele Automobilaktien, weil er diesen Bereich gut kennt. Zu einer ausgewogenen Diversifikation trägt dies jedoch nicht bei und erhöht das Investitionsrisiko.

Fazit

Kognitive Fehler können jederzeit unterlaufen und verschlechtern die Rendite, da Entscheidungen von einer falschen Basis aus getroffen werden. Die gute Nachricht ist, dass man kognitive Fehler mit Disziplin und einem langfristigen Ansatz gut umgehen kann. Die möglichen Fehlerquellen berücksichtigt und adressiert, kann die Rendite optimiert werden.

Teil 2: Behavioral Finance

Wir haben festgestellt, dass kognitive Verzerrungen mit Disziplin und einem langfristig orientierten Ansatz überwunden und so die Renditebeiträge verbessert werden können. Die zweite Form der Verzerrungen auf dem Themengebiet des Behavioral Finance sind die emotionalen Verzerrungen.

Emotionen sind nicht steuerbar. Sie überkommen uns spontan und bestimmen unser Handeln, ob wir das wollen oder nicht. Oftmals lassen sich Emotionen zudem nicht kontrollieren. Entsprechend sind emotionale Verzerrungen deutlich schwieriger zu adressieren als kognitive Verzerrungen, da sie aus einem Impuls heraus entstehen und keine bewussten Überlegungen dahinter stecken. Auf Grund der Tatsache, dass emotionale Verzerrungen nicht korrigiert werden können, bereiten sie auch größere Probleme bei der Optimierung der Rendite. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Verzerrungen zumindest zu identifizieren und zu lernen, mit ihnen umzugehen, denn emotionale Verzerrungen können unser Handeln genauso wie kognitive Verzerrungen unangebracht beeinflussen und uns zu ungünstigeren Anlagen bewegen.

Im Folgenden werden wir Ihnen nun die sechs häufigsten emotionalen Verzerrungen, deren Auswirkungen sowie Möglichkeiten der Adressierung vorstellen:

Verlustaversion

Menschen haben die Eigenschaft, es vorzuziehen Verluste zu vermeiden, als Gewinne zu machen. Es ist unser ureigener Instinkt, zunächst darauf zu schauen, dass sich unser Vermögen nicht minimiert. Verluste haben eine größere Wirkung auf uns, bzw. der Wert dem wir einen vermiedenen Verlust beimessen, ist höher, als der Wert eines Gewinns. Aus dieser Einstellung heraus ergibt sich das Paradoxon, dass wir ein höheres Risiko eingehen, um Verluste zu vermeiden, anstatt ein höheres Risiko einzugehen, um Gewinne zu erhöhen. Zum Beispiel, wenn wir eine Aktie halten, die stark ins Negative gefallen ist, versuchen wir den aufgelaufenen Verlust auszusitzen, wenngleich die Wahrscheinlichkeit einer Kurserholung gering ist. Andersherum verkaufen wir Aktien zu früh, um die aufgelaufenen Gewinne zu sichern. Wir fühlen uns mit dem realisierten Gewinn gut, obwohl uns weitere Anstiege der Aktie verloren gegangen sind.

Aus dieser Beobachtung heraus ist auch die Börsenweisheit „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen.“ entsprungen. Ein handeln nach dieser Maxime kann dazu beitragen die negativen Effekte der Verlustaversion zu begrenzen und das Portfolio ein ganzes Stück näher an das Optimum zu bringen. Denn, wer Verluste laufen lässt und Gewinne begrenzt, wird keine optimale Performance erzielen können. Im Gegenteil. Viel mehr noch wird sich die Risikostruktur des Portfolios verändern, im Zweifel zum Nachteil des Anlegers.

Es kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Wenn ein Anleger mit seinen Positionen stark im Minus ist, tendiert er häufig dazu, das Risiko zu erhöhen, um den Verlust auszugleichen. Dies bringt ihn häufig noch stärker in Bedrängnis als er vorher schon war. So begibt er sich in einen Teufelskreis, aus dem er nur schwer einen Ausweg finden wird.

Verluste werden uns immer ärgern. Daran werden wir nichts ändern können. Aber mit einer soliden fundamentalen Analyse des Investments lassen sich die Wahrscheinlichkeiten von Gewinn und Verlust besser abschätzen und ermöglichen so eine rationalere Entscheidung.

Selbstüberschätzung

Wir neigen dazu unsere eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Wir denken, dass wir besser informiert sind oder überdurchschnittliche Investmentfähigkeiten haben. In einem globalisierten und riesigen Markt wie dem Aktienmarkt mit tausenden von Teilnehmern ist die Wahrscheinlichkeit in der Tat eher gering, dass unsere Fähigkeiten überdurchschnittlich sind. Aber genau so verhalten sich viele. Der Hintergrund ist der, dass sich die meisten Menschen sehr schwer tun sich ihre eigenen Fähigkeiten sich selbst gegenüber zu reflektieren. Das hat auch damit zu tun, dass wir uns gerne mit Erfolgen schmücken und Gewinne unseren eigenen Fähigkeiten zuschreiben, wohingegen Verluste gerne einmal mit dem schwachen Marktumfeld oder anderen externen Einflüssen begründet werden. Nicht selten ist es auch so, dass bei einer Investmententscheidung das Prinzip Hoffnung eine Rolle spielt. Wir hoffen auf eine gute Entwicklung einer Aktie und gewichten dadurch die Wahrscheinlichkeiten intuitiv anders. Das kann unsere Selbstüberschätzung noch einmal bestärken.

Folge dieser Selbstüberschätzung ist, dass wir Risiken unterschätzen und dadurch eine unangemessene Gewichtung der Position vornehmen. Dies führt wiederum zu einem Ungleichgewicht im gesamten Portfolio.

Um dem zu begegnen, müssen wir sicherstellen, dass wir möglichst objektiv bleiben. Um das zu erreichen, sollten Transaktionen im Nachhinein stets analysiert werden. Bei guten Entscheidungen sollte man evaluieren was man warum richtig gemacht hat; bei schlechten Investments sollte man das gleiche tun. Daraus ableitend kann man zudem Handlungsregeln erstellen, an die man sich bei zukünftigen Transaktionen halten kann.

Auf Grund der besseren Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und besseren Gabe der Selbstreflektion sind Frauen übrigens oftmals bessere Anleger als Männer. Männer gestehen sind nur ungern Fehler ein. Aber dies zu lernen, bedeutet bessere Renditen zu erzielen.

Selbstdisziplin

Ein Mangel an Selbstdisziplin führt dazu, dass die gesteckten langfristigen Ziele nicht erreicht werden, weil kurzfristige Ziele vorgezogen werden. Hier verhält es sich beim Investieren genauso wie bei anderen Dingen, die Selbstdisziplin erfordern. Etwa beim Abnehmen. Wohl wissend, dass Übergewicht langfristig gesundheitsschädlich ist und daher der Wunsch besteht abzunehmen, neigen viele Menschen dazu den Diätplan zu ignorieren. Die kurzfristige Befriedigung des „Heißhungers“ steht dabei im Vordergrund. Beim Thema Geld ist das ähnlich. Obwohl viele Menschen auf ein bestimmtes Ziel sparen wollen, sei es das Eigenheim oder die Altersvorsorge, werden kurzfristige Wünsche oftmals in den Vordergrund gestellt. Das kollidiert mit dem langfristigen Sparziel. Wir favorisieren die kurzfristige, kleine Belohnung gegenüber einem langfristig viel größeren Ertrag.

Dies führt dazu, dass der langfristige Vermögensaufbau torpediert wird und später das ursprünglich angestrebte Ziel nicht erreicht werden kann. Unter Umständen werden dann höhere Risiken in Kauf genommen, um das Ziel letztendlich doch noch zu erreichen. Das erhöht wiederum das Risiko des Gesamtvermögens und ist nicht adäquat.

Um das zu umgehen, bedarf es eines Investmentplans. Man sollte regelmäßig einen bestimmten Teil seines Einkommens für den langfristigen Vermögensaufbau zur Seite legen und für den kurzfristigen Verbrauch nicht mehr zur Verfügung haben. Die Disziplin wird damit quasi erzwungen. Das wird sich auf lange Sicht bezahlt machen.

Dass sich langfristiges Denken bezahlt macht, wurde vielfach belegt. Unter anderem im so genannten Marshmallow-Test. Dabei wurde Kindern jeweils ein Marshmallow vor die Nase gesetzt. Der Testleiter erklärte den Kindern, dass er nun für 10 Minuten den Raum verlassen müsse. In der Zwischenzeit können sie den Marshmallow zwar ruhig essen, aber wenn sie ihn nicht äßen, bis er wiederkomme, würden sie zur Belohnung einen zweiten bekommen.

Sie können sich denken, dass nicht allzu viele Kinder am Ende mit zwei Marshmallows den Test verlassen haben. Nach einigen Jahren wurde dann überprüft, was aus den Kindern geworden ist. Und siehe da, diejenigen Kinder, die der Versuchung wiederstanden hatten, haben im Schnitt ein höheres Einkommen vorzuweisen gehabt. Sie waren beruflich erfolgreicher als die „gierigen“ Kinder. Die langfristige Denkweise und Einstellung wirkt sich positiv auf den Erfolg aus.

Status Quo

Menschen sind bequem. Das bedeutet, dass wir dazu tendieren den Status Quo, also den momentanen Stand der Dinge, zu halten, auch wenn es bessere Alternativen gäbe. Gleichzeitig sind wir geneigt, wenn es Entscheidungen zu fällen gibt, diese nicht zu tätigen. Wenn wir zum Beispiel nur die Option haben uns gegen etwas zu entscheiden, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher das wir die Option wählen, als wenn wir uns aktiv dafür entscheiden müssten, weil wir in der Tat zu träge sind, um die Option abzulehnen.

An der Börse bedeutet dies, dass Positionen aus Trägheit gehalten werden und nicht unbedingt, weil es aus rationalen Gründen sinnvoll ist. Die Folgen daraus sind einleuchtend. Die Portfoliozusammensetzung ist in diesem Fall sicherlich nicht optimal und neue, eventuell bessere Optionen, gehen uns verloren.

Dieser Trägheit zu entkommen ist sehr schwer. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es langfristig nur zu einer optimalen Rendite kommen kann, wenn das Portfolio stets gut strukturiert ist.

Emotionale Bindung

Dingen die wir besitzen, messen wir einen höheren Wert bei, als Dingen die wir nicht besitzen. Wir schlagen dem Wert eines Gegenstandes den wir besitzen einen imaginären Aufschlag auf und haben eine größere emotionale Bindung. Das führt bei Aktien dazu, dass wir möglicherweise eine verzerrte Wertvorstellung haben. Oftmals kommt diese irrationale Wertschätzung zum Tragen, wenn Wertpapiere geerbt wurden. Aus emotionalen Gründen werden diese oftmals auch dann nicht verkauft, selbst wenn dies aus Gründen der Risikoallokation angebracht wäre. Die Folge ist, dass die Portfoliozusammensetzung nicht stimmig ist. Zudem werden mitunter Wertpapiere gehalten, mit denen man nicht vertraut ist und so die Chancen und Risiken nicht korrekt einschätzen kann.

Die emotionale Bindung zu Wertpapieren gilt es zu kappen. Eine emotionale Bindung zu einem Wertpapier ist sicherlich in keiner Weise und in keinem Fall angebracht. Wertpapiere sind eine Form der Geldanlage. Diese muss, wenn sie Sinn machen soll, angemessen bewertet und dargestellt werden.

Angst vor Verlusten

Wir haben Angst davor falsche Entscheidungen zu treffen. An der Börse scheuen wir uns vor Investments, da wir befürchten, dass diese im Wert sinken könnten. Anders herum haben wir auch Angst davor eine Aktie zu verkaufen, obwohl deren faire Bewertung eventuell bereits erreicht ist, weil wir befürchten, dass diese weiter an Wert zulegen könnte.

Genauso verhält es sich mit dem generellen Ein- oder Ausstieg aus dem Markt. Nach einer Baisse, wenn die Kurse auf deutlich tiefere Niveaus zurückgefallen und Verluste entstanden sind, fürchten wir uns vor einem Neueinstieg in den Markt, weil wir weitere Verluste erwarten. Umgekehrt steigen wir nicht in den Markt ein, aus Angst davor genau zum Hochpunkt einzusteigen. Die Folge alledem ist, dass wir im Zweifel gar nichts tun und uns dadurch gute Opportunitäten entgehen lassen.

Aber es ist nicht ausschließlich die Angst vor dem Verlust, sondern auch das Gefühl des verantwortlich seins für die schlechte Entscheidung, die wir getroffen haben. Dies ist im Übrigen auch der Nährboden für den berühmt berüchtigten Herdentrieb an den Börsen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Aus diesem Grund tendieren Menschen gerne dazu genau die gleichen Entscheidungen zu treffen wie andere. Wenn ein Investment, das viele andere auch getätigt haben, schief geht, kann man die Verantwortung von sich weisen und so den Verlust besser verarbeiten.

Ein weiteres Resultat dieser Angst vor Verlusten ist, dass wir zu konservativ investieren, weil wir mir riskanteren Anlageformen in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen gemacht haben. Andersherum kann die Folge auch sein, dass wir zu riskant investieren, weil wir mit der großen Masse gehen.

Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass an der Börse jeder Verluste macht. Verluste gehören zum Geschäft mit der Börse dazu. Zudem ist es essentiell sich zu verinnerlichen, dass nur die langfristige Sichtweise zu Erfolgen führen kann.

Fazit

Emotionen beeinflussen unser aller tägliches Leben. Aber insbesondere an der Börse kann dies zu deutlichen Verzerrungen hinsichtlich des optimalen Portfolios führen und Rendite kosten. Aus diesem Grund ist es wichtig den Anlageprozess so gut wie möglich zu dokumentieren und Entscheidungsgrundlagen zu definieren. Mit solchen Hilfsmitteln können die emotionalen Störfeuer minimiert werden und zu einer besseren Rendite verhelfen.

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