Wie Wirtschaft und Unternehmen nun betroffen sind
Zur Mitte des Monats Juni hin sind an den Börsen Rezessionsängste wieder verstärkt hochgekocht. Ausschlaggebend dafür waren unter anderem schwache Zahlen großer Produzenten von Vorprodukten wie dem Chemiekonzern Lanxess, dem österreichischen Kartonhersteller Mayr-Melnhof oder dem Laborausrüster Sartorius. Die Begründung für eine zuletzt schwächere operative Entwicklung klang in allen Fällen gleich: Kunden hätten sehr hohe Lagerbestände und würden daher derzeit weniger bestellen.
Was wir momentan erleben, sind die Auswirkungen des sogenannten Bullwhip-Effekts (Peitscheneffekt). Die Ursachen dessen lassen sich bis auf die Coronapandemie zurückführen. Als die Pandemie Anfang 2020 losbrach, haben viele Unternehmen als Reaktion auf die Lockdowns ihre Produktionskapazitäten heruntergefahren, um die Kosten im Griff zu halten.
Wie wir heute wissen, war die pandemiebedingte Rezession jedoch sehr kurz. Im Gegenteil, durch Finanzspritzen der Notenbanken und Staaten wurde ein regelrechter Boom ausgelöst. Die Folge war, dass eine hohe Nachfrage auf reduzierte Produktionskapazitäten stieß. Daher kam es bei vielen Rohstoffen, Vorprodukten und Teilen zu Lieferengpässen.
Diese Knappheit wiederum befeuerte das Problem, weil Unternehmen umso mehr versucht haben für ihre Produktion benötigte Teile und Vorprodukte zu bekommen, um wiederum ihre Kunden bedienen zu können. Die Bestellmengen sowie die Lagerhaltung wurden nach oben gefahren. In vielen Bereichen hat das jedoch nicht gereicht, so dass sich zusätzlich ein hoher Auftragsüberhang aufgebaut hat, von dem viele Unternehmen noch das gesamte erste Halbjahr 2023 zehrten. Insbesondere wurde den Produzenten von Vorprodukten damit jedoch eine höhere Nachfrage suggeriert als sie tatsächlich vorhanden war.
Inzwischen haben sich die Lieferengpässe bei Rohstoffen weitgehend aufgelöst und die Auftragsbestände haben sich normalisiert. Nun sehen sich die Unternehmen also wieder in einer „normalen“ Geschäftslage, haben aber noch immer volle Lagerhallen mit Vorprodukten und Rohstoffen. In der Folge wird nun deutlich weniger bestellt, um die Lagerhaltung ebenfalls wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Betroffen sind davon vor allem Lieferanten solcher Vorprodukte, also unter anderem Unternehmen wie die oben genannten aus Zulieferbranchen wie der Chemie, der Papierindustrie oder Ausrüstungsprodukten.
In der Folge zählen einige der Profiteure der letzten drei Jahre zu denjenigen Unternehmen, welche die nunmehr rückwärtslaufende Wellenbewegung wie bei einer Peitsche zu spüren bekommen. In den kommenden Wochen, mit Vorlage der Halbjahreszahlen, werden wir wohl noch bei mehreren Unternehmen vergleichbare Auswirkungen sehen. Bei diesen könnte es sich um Unternehmen aus dem Chipsektor oder der Elektroindustrie handeln. Ob dieser Umstand tatsächlich noch weitere Kreise zieht und ein Vorbote für schlechtere Entwicklungen in der gesamten Wirtschaft ist, lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Noch zeigt sich die Konjunktur recht robust.
Wichtig ist, dass wir in den Alpha Star-Fonds nicht in Unternehmen investiert sind, die von der Produktion solcher Vorprodukte abhängig sind. Der Bullwhip-Effekt sollte damit keinen direkten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung unserer Unternehmen haben. Indirekte Folgen sind nicht auszuschließen, sollte sich die konjunkturelle Lage weiter verschlechtern. Da die Alpha Star-Fonds jedoch zu großen Teilen in nicht oder wenig zyklisch abhängigen Unternehmen sowie in strukturellen Wachstumsbranchen investiert sind, bereitet uns dieser Gedanke keine Kopfschmerzen.
Was die Börsenkurse daraus machen, steht noch einmal auf einem komplett anderen Blatt. Auch hier ist es nicht zielführend Prognosen anzustellen. Zielführend ist allerdings, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und mit einem klaren Plan zu arbeiten. Hier sehen wir die Alpha Star-Fonds unverändert gut positioniert. Gleichzeitig ist weiterhin ausreichend Spielraum für neue Investments gegeben, sollte sich die Möglichkeit ergeben.