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Hypoport | Chancen trotz Rückgang

Nach Jahren des Wachstums erfährt der Immobilienmarkt in Deutschland in den Jahren 2022 und 2023 einen deutlichen Rückgang – eine Entwicklung, die auch Chancen für Anleger eröffnet.

Hypoport | Chancen trotz Rückgang

Nach Jahren des Wachstums erfährt der Immobilienmarkt in Deutschland in den Jahren 2022 und 2023 einen deutlichen Rückgang – eine Entwicklung, die auch Chancen für Anleger eröffnet.

Zwischen 2015 und 2022 verzeichnete der deutsche Immobilienmarkt einen bemerkenswerten Preisanstieg von nahezu 70 %. Grund für diese Entwicklung waren primär niedrige Zinsen und eine hohe Nachfrage in urbanen Zentren wie Berlin, München oder Hamburg. Folglich konnte in diesem Zeitraum auch eine erhöhte Anzahl neuer Bauprojekte sowie vergebener Kredite zur Finanzierung solcher Projekte verzeichnet werden. Die durchschnittliche Darlehenssumme für Erstfinanzierungen lag 2020 bei 330.000 Euro, was einem Anstieg von fast zehn Prozent gegenüber 2019 entspricht. Trotz höherer Darlehensbeträge blieben die monatlichen Raten dank niedriger Zinsen moderat.

Eine Entwicklung, die sich durch die Zinssteigerung in den Jahren 2022 und 2023 stark verändert hat. Um die Inflation im Euroraum zu bekämpfen, hat die Europäische Zentralbank eine Reihe von Zinserhöhungen durchgeführt – eine Maßnahme, die als Reaktion auf stark gestiegene Verbraucherpreise folgte, verursacht durch anhaltende Lieferkettenprobleme nach der COVID-19-Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Parallel dazu geriet der Wohnungsneubau ins Stocken. Ein Unternehmen, das direkt von dieser Entwicklung betroffen war, ist das deutsche Unternehmen Hypoport.

Größte Kreditvermittlungsplattform Deutschlands

Die Hypoport SE ist die Muttergesellschaft eines Netzwerks von Technologieunternehmen, die sich auf die Kredit-, Immobilien- und Versicherungswirtschaft spezialisiert haben. Eine bedeutende Säule ihres Geschäftsmodells ist dabei eine Kreditplattform namens Europace. Diese Plattform fungiert als zentraler Knotenpunkt, an dem auf der einen Seite Kundenanfragen nach Immobilienkrediten zusammenlaufen, während auf der anderen Seite Angebote von verschiedenen Banken wie Sparkassen, Volksbanken und anderen Finanzinstituten gebündelt werden. Das Ziel ist es, sowohl Kunden als auch Banken einen größeren Marktüberblick zu bieten und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ein passendes Angebot für beide Seiten gefunden wird.

Die Plattform verdient ihr Geld durch eine Provisionsgebühr, die bei etwa 0,1 % der vermittelten Kreditsumme für eine Laufzeit von 10 Jahren liegt. Zum Vergleich: Banken selbst verdienen im Schnitt etwa 1 % pro Jahr an einem Kredit. Der Ertrag für Hypoport liegt also bei einem Zehntel dessen, was Banken verdienen, bietet aber durch die hohe Anzahl an Transaktionen dennoch ein lukratives Geschäftsmodell. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Skalierbarkeit der Plattform: Mehr Umsatz bedeutet nicht zwangsläufig höhere Kosten, da die Plattform bereits besteht und zusätzliche Transaktionen kaum zusätzliche Kosten verursachen. Dadurch könnte jeder zusätzliche Euro an vermitteltem Volumen fast vollständig in den Gewinn fließen.

Chancen auf einem sich erholenden Markt

Durch die Veränderung des Immobilienmarktes in Deutschland in Verbindung mit der Erhöhung der Zinsen wurde auch das Geschäftsmodell von Hypoport maßgeblich beeinflusst. Während der Nullzinsphase boomte der Markt, doch die steigenden Zinsen führten zu einem Rückgang des Finanzierungsvolumens um etwa 50 %. Hypoport musste daraufhin Kosten senken und seine Struktur optimieren. Diese Entwicklung betraf allerdings alle Akteure in diesem Segment der Baukreditvermittlung. Unverändert von ihr blieb die Marktstellung von Hypoport. Mit einem Marktanteil von 30 % bleibt Europace die größte Plattform zur Vermittlung von Baukrediten – eine Stellung, die unter anderem auch durch sogenannte Netzwerkeffekte gefestigt wird.

Netzwerkeffekte treten auf, wenn der Wert einer Plattform für alle Teilnehmer steigt, je mehr Nutzer (in diesem Fall Banken, Kreditvermittler und Endkunden) sich anschließen. Je mehr Banken ihre Kreditangebote auf der Plattform listen, desto größer wird die Auswahl für Kunden. Dadurch können Kreditnehmer leichter die besten Konditionen finden, ohne sich bei jeder Bank einzeln informieren zu müssen. Umgekehrt steigt für Banken die Attraktivität der Plattform, je mehr Kunden nach Krediten suchen. Ein größeres Publikum bedeutet für die Banken höhere Chancen, Kredite zu vergeben – auch an Zielgruppen, die sie sonst vielleicht gar nicht erreicht hätten.

Die Netzwerkeffekte machen Europace zu einer der wenigen Plattformen im deutschen Finanzsektor, die über einen echten strategischen Burggraben verfügt. Je größer das Netzwerk wird, desto schwieriger wird es, Hypoport von seiner führenden Position zu verdrängen. Dies ist mitunter einer der Gründe, die das Unternehmen aktuell zu einer spannenden Investitionsmöglichkeit machen. Der Rückgang der aufgenommenen Kredite zur Baufinanzierung betraf zwar den Umsatz des Unternehmens, nicht jedoch die Positionierung am Markt. Immobilien-Experten sind zudem optimistisch, dass sich der Markt erholen wird. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Wohnraum und der hohen Mietpreise könnte das Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen wieder ansteigen. Für das Jahr 2024 erwarten sie ein Marktwachstum von etwa 15 %, was bei einem Gesamtvolumen von etwa 200 Milliarden Euro einem zusätzlichen Volumen von 30 Milliarden Euro entsprechen würde. Bei einem Marktanteil von etwa 30 % könnte Hypoport davon 10 Milliarden Euro zusätzlich abwickeln, was zu einem zusätzlichen Ertrag von 10 Millionen Euro führen würde – ohne dass dabei neue Kosten entstehen. Diese Effekte sind der Hauptgrund, warum das Unternehmen trotz der aktuellen Marktkrise hervorragend für zukünftiges Wachstum positioniert ist und aufgrund des momentanen Bewertungsniveaus ein vielversprechendes Investment darstellt.