Was gute Unternehmen in schwierigen Phasen auszeichnet
Die Gemengelage an den Börsen erscheint derzeit sehr undurchsichtig. Neben den geopolitischen Krisenherden verunsichert vor allem die sich abschwächende Konjunktur viele Anleger. So verzeichneten die Indizes im Oktober die schwächste Monatsperformance in diesem Jahr. Auch wenn es verständlich und menschlich ist, sich in der aktuellen Situation Gedanken über die mögliche Entwicklung der Wirtschaft und der Welt im Allgemeinen zu machen, müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, dass wir die Zukunft nicht voraussagen können, so sehr wir uns auch bemühen.
Diese Tatsache kann manchmal etwas beängstigend sein. Wie in allen anderen Lebensbereichen muss es auch beim Investieren das Ziel sein, bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, ohne die Zukunft zu kennen. Der Plan, wie dies langfristig erreicht werden kann, ist sehr klar. Wir analysieren Unternehmen auf ihr Gewinnpotenzial. In die 20 besten Ideen investieren wir, wenn diese Unternehmen zu einem guten Preis zu haben sind. Solange das Gewinnpotenzial anhält, bleiben wir in diesen Unternehmen investiert und kaufen gegebenenfalls bei fallenden Kursen nach. Ein Wechsel der Titel erfolgt nur, wenn sich die Aussichten auf das Gewinnpotenzial nachhaltig verschlechtern oder ein Unternehmen durch ein anderes mit höherem Potenzial verdrängt wird.
Dabei setzen wir auf Unternehmen, die es verstanden haben, das Geld der Aktionäre bestmöglich einzusetzen. Die möglichst effiziente Allokation des Unternehmenskapitals ist die wichtigste Aufgabe des Managements eines Unternehmens, und unsere Aufgabe ist es wiederum, die Qualität dieser Entscheidungen zu bewerten. Gerade in Krisenzeiten werden gute Managemententscheidungen besonders deutlich und sind für uns als Investoren wichtige Indikatoren für das Potenzial eines Unternehmens.
In den letzten Wochen haben uns eine ganze Reihe unserer Depotunternehmen mit guten Entscheidungen positiv überrascht.
So hat unser Portfoliounternehmen Eckert & Ziegler angekündigt, sich von einer nicht zum Kerngeschäft gehörenden Tochtergesellschaft zu trennen. Dies dürfte nicht nur zu einem erheblichen Mittelzufluss führen, der anderweitig verwendet oder an die Aktionäre zurückgegeben werden kann, sondern auch zu einer Fokussierung auf das wachstumsstarke und hochprofitable Kerngeschäft. Dies zeigt, dass das Management verstanden hat, worauf es ankommt und was der größte Werttreiber für das Unternehmen ist.
Andere Unternehmen nutzen andere Instrumente, wie zum Beispiel Aktienrückkäufe. Wenn ein Unternehmen zu günstig bewertet ist, kann es sinnvoll sein, eigene Aktien zurückzukaufen. Dies wirkt wertsteigernd für die verbleibenden Aktionäre und ist daher gerade in Krisenzeiten ein gutes Instrument, um Unternehmensgelder zu verwenden. Amadeus Fire hat beispielsweise im Oktober 5 % der ausstehenden Aktien zurückgekauft. Auch andere Unternehmen wie Epsilon Net, Fabasoft, IVU oder Baltic Classifieds nutzen dieses Instrument.
Natürlich investieren die Unternehmen auch in ihr Kerngeschäft. So baut secunet im Jahr 2023 seine Kompetenzen im Cloud-Bereich massiv aus und hat dafür deutlich Personal eingestellt und in Technologien investiert. Dies belastet zwar das Ergebnis in diesem Jahr, setzt aber in den kommenden Jahren signifikante Wachstumspotenziale frei. Besser als in zukünftiges Wachstum kann man nicht investieren. Den Kursrückgang der Aktie sehen wir daher als Chance, unsere Position im Unternehmen langfristig auszubauen. Während wir im Aktienfonds nachgekauft haben, haben wir die Aktie im Europafonds neu aufgenommen.
Insgesamt haben wir im Aktienfonds die Kursschwäche im Oktober langsam genutzt, um bestehende Positionen aufzustocken. Dabei hilft, dass die Zahlen der Unternehmen überwiegend noch gut sind und nicht wie in vielen zyklischen Branchen die Aufträge wegbrechen (siehe Kolumne auf den Seiten 4–5). Auch im Europa-Fonds haben wir nach den Verkäufen von Text, BIG technologies und Revenio Platz für neue Positionen geschaffen. Es ist also gut möglich, dass wir in den nächsten Wochen einige Bewegung in den Depots sehen werden.