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Investitionen und Abschreibungen

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Investitionen und Abschreibungen

Wachstum und steigende Ergebnisse sind die grundlegenden Faktoren, die Aktienkurse mittel- und langfristig steigen lassen. Jedoch ist Wachstum aus bestehenden Ressourcen nur bis zu einem bestimmten Punkt maximierbar. Besitzt ein Unternehmen beispielsweise eine Maschine, die pro Tag 10.000 Teile eines bestimmten Produktes fertigen kann, dann muss das Unternehmen eine zweite Maschine anschaffen, wenn es 15.000 oder 20.000 Teile pro Tag fertigen möchte, etwa weil die Nachfrage der Kunden entsprechend hoch ist. Die Anschaffung einer neuen Maschine kostet Geld und will daher gut überlegt sein. Meist bleibt es zudem nicht bei dem reinen Kaufpreis eines Anlagegegenstandes. Vielmehr muss dieser in Betrieb gesetzt, Mitarbeiter eingelernt und eventuell sogar neuer Platz geschaffen werden.

Es wird also deutlich, dass eine Investitionsentscheidung leicht falsch getroffen werden kann. Dies ist genau dann der Fall, wenn die mittels des neuen Anlagegegenstandes erwirtschafteten Erträge nicht ausreichen, um die gesamten Anschaffungs- und Ingangsetzungskosten zu decken. Nichtsdestotrotz sind Investitionen der Schmierstoff für Wachstum. Ohne Investitionen wird ein Unternehmen in der Regel schnell an seine Wachstumsgrenze stoßen.

Sachanlagevermögen und immaterielles Vermögen

An dieser Stelle sollen Investitionen in Sachanlagevermögen und immaterielles Vermögen thematisiert werden. Beides sind langfristige Vermögensgegenstände, die dazu dienen, dem Unternehmen über mehrere Jahre hinweg zur Verfügung zu stehen. “Langfristig” bedeutet im bilanzierungstechnischen Sinne länger als ein Jahr. Jeder Vermögensgegenstand, der voraussichtlich länger als ein Jahr im Unternehmen verbleiben wird, ist nach den internationalen Bilanzierungsvorschriften dem langfristigen Vermögen zuzuordnen.

De facto verbleibt Sachanlagevermögen jedoch in den allermeisten Fällen deutlich länger im Unternehmen als ein oder zwei Jahre. Dabei ist insbesondere an Vermögensgegenstände wie Grundstücke und Gebäude, Anlagen und Maschinen oder Betriebs- und Geschäftsausstattungen wie Schreibtische, Firmenwagen, IT-Anlagen etc. zu denken. Immaterielle Vermögensgegenstände umfassen Rechte wie Konzessionen, Patente, Lizenzen oder ähnliches, welchen ein bestimmter Gegenwert beigemessen werden, aber keine körperliche Form oder keinen materiellen Wert zugeschrieben werden kann.

Zu den immateriellen Vermögensgegenständen zählt auch der sogenannte Geschäfts- und Firmenwert (Goodwill). Der Goodwill ist derjenige Betrag, den ein Erwerberunternehmen im Falle einer Übernahme zusätzlich zum Eigenkapital der Zielgesellschaft bezahlt. Verfügt ein Unternehmen A beispielsweise über 10 Mio. € Eigenkapital und Unternehmen B erwirbt Unternehmen A für 15 Mio. €, dann entsprechen die über die 10 Mio. € Eigenkapital hinausgehenden 5 Mio. € dem Goodwill, welcher in der Bilanz als Vermögensgegenstand angesetzt wird. Man kann den Goodwill als eine Art strategischen Aufschlag im Falle einer Übernahme sehen, der in den Folgeperioden durch potenzielle Synergieeffekte aus der Übernahme überkompensiert werden soll.

Anlagenintensität

Jedes Unternehmen, das langfristig am Markt bestehen will, muss notwendigerweise in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände investieren. Dies gilt im Übrigen auch für Unternehmen, die grundsätzlich wenig Anlagevermögen aufweisen, wie etwa Internetunternehmen. Aber auch diese müssen in Hardware, Software, Netzwerke und IT-Sicherheit usw. investieren, um dem schnellen technologischen Wandel der Zeit Stand halten zu können. Dennoch machen die langfristigen Vermögensgegenstände bei Internet- oder Softwareunternehmen in der Regel einen geringen Teil der Bilanzsumme aus.

Andere Unternehmen sind dagegen sehr anlagenintensiv. Zu denken ist dabei an Stahlwerke, Energiekonzerne oder ähnliches, welche riesige Produktionsanlagen vorhalten müssen. Auch Immobilienunternehmen sind durch ihre Bestände an Grundstücken und Häusern sehr anlagenintensiv.

Wie anlagenintensiv ein Unternehmen ist, wird durch den Anteil der Anlagevermögensgegenstände im Verhältnis zur Bilanzsumme bestimmt:

Je höher die Anlagenintensität, desto mehr Kapital hat ein Unternehmen im Anlagevermögen gebunden. Zudem verursacht Anlagevermögen Fixkosten, die unabhängig davon anfallen, ob die Anlagen wirtschaften oder nicht. Zu denken ist hierbei an Abschreibungen, Zinsen oder Wartungs- und Instandhaltungskosten. Eine hohe Anlagenintensität bedeutet daher auch eine weniger elastische Reaktionsfähigkeit auf Nachfrageänderungen. Bricht die Konjunktur ein und stehen Anlagen still, verursachen diese dennoch weiterhin Kosten und belasten das Ergebnis. Auf der anderen Seite hat eine hohe Anlagenintensität den Vorteil der Fixkostendegression bei einer hohen Auslastung. Die fixen Kosten verteilen sich dabei auf eine höhere Menge produzierter Produkte und drücken die Stückkosten somit nach unten. Dies erhöht die Gewinnspanne des Unternehmens. Unternehmen mit niedrigen Anlagenintensitäten können von diesem Effekt oftmals nicht oder nicht in diesem Maße profitieren.

CAPEX

Wie viel Kapital ein Unternehmen in einer Periode für Anlagevermögen ausgegeben hat, lässt sich der Cashflow-Rechnung eines Unternehmensberichts entnehmen. Im Abschnitt des Investitionscashflows werden die Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen sowie das immaterielle Anlagevermögen aufgezeigt. Die Summe dieser beiden Positionen ergibt den gesamten Investitionsaufwand eines Unternehmens (engl. Capital Expenditure = CAPEX).

Um die Höhe der Investitionen eines Unternehmens zu beobachten, eignet sich auch die sogenannte CAPEX-Quote gut. Diese setzt den CAPEX in Relation zu den Umsatzerlösen.

Nimmt die CAPEX-Quote in einer Periode gegenüber den Vorperioden merklich zu, erhöht das Unternehmen seine Investitionsaufwendungen entweder, um das Wachstumstempo zu beschleunigen, oder weil Nachholbedarf besteht und das Anlagevermögen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit auf einen neuen Stand gebracht werden muss. Nimmt die CAPEX-Quote ab, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass das Unternehmen beabsichtigt, in den Folgeperioden rein vom vorhandenen Anlagenbestand zu zehren; etwa weil große Investitionen bereits getätigt wurden oder weil die konjunkturelle Lage Investitionen nicht sinnvoll erscheinen lässt. Eine solche „Auszeit“ von der Investitionstätigkeit wird auch CAPEX-Holiday genannt.

Ein weiterer Gradmesser der Investitionstätigkeit in diesem Zusammenhang ist das Verhältnis des CAPEX zu den Abschreibungen.

Ist der CAPEX einer Periode größer als die Abschreibungen, bzw. das Verhältnis größer als 1, dann kann davon ausgegangen werden, dass ein Unternehmen Erweiterungsinvestitionen vornimmt. Ist das Verhältnis kleiner als 1, dann übersteigen die Abschreibungen die Investitionen ins Anlagevermögen. In diesem Fall nimmt das Anlagevermögen ab und das Unternehmen erzielt seine Wertschöpfung ausschließlich aus den bestehenden Ressourcen.

Abschreibungen

Sachanlagen werden in der Regel zu ihren Anschaffungskosten in der Bilanz angesetzt. Das umfasst in der Regel den Kaufpreis zuzüglich den Aufwendungen, die getätigt wurden, um die Sachanlage in Betrieb zu nehmen (z.B. Installationskosten für Maschinen). Dies sind die historischen Anschaffungskosten eines Anlagegegenstandes.

Um den Werteverzehr der Sachanlagen durch deren Nutzung und damit die wirtschaftliche Realität möglichst genau in der Bilanz darzustellen, werden die Sachanlagen abgeschrieben. Das bedeutet, dass der Werteverzehr Periode für Periode vom Einstandswert, den historischen Anschaffungskosten, abgezogen wird. Diese Aufwendungen werden Abschreibungen genannt und in der Gewinn- und Verlustrechnung gewinnmindernd erfasst. Um die Höhe der Abschreibungen auf einen Anlagegegenstand zu ermitteln, wird dessen wahrscheinliche Nutzungsdauer geschätzt. Während diese bei Gebäuden bei 40-50 Jahren, bei Maschinen eventuell 5-10 Jahre beträgt, werden beispielsweise PCs in 2-3 Jahren abgeschrieben. Historische Anschaffungskosten geteilt durch die Nutzungsdauer ergibt die jährliche Abschreibungshöhe.

Altersstruktur des Anlagevermögens

Um abschätzen zu können, wie die Altersstruktur des Anlagevermögens und damit die potenzielle Notwendigkeit für neue Investitionen beschaffen ist, lohnt ein Blick in den Anlagenspiegel eines Unternehmens. Dieser ist Bestandteil eines jeden Jahresabschlusses und bereitet die notwendigen Informationen für die Berechnung der Kennzahlen auf, die für die Altersbestimmung erheblich sind.

Bezogen auf das gesamte Anlagevermögen kann beispielsweise mittels des Quotienten aus historischen Anschaffungskosten und Abschreibungen zudem die durchschnittliche Lebensdauer dieses gesamten Anlagevermögens bestimmt werden. Dabei wird deutlich, dass sich die Nutzungsdauer zum einen nach der Höhe der Anschaffungskosten der Anlagen und zum anderen nach deren voraussichtlichen individueller Nutzungsdauer richtet. Ein Immobilienunternehmen, welches ein großes Objekt erwirbt und über Jahrzehnte abschreibt, hat damit eine längere durchschnittliche Lebensdauer des Anlagevermögens als ein Maschinenbauer, dessen Anlagen in 4-5 Jahren amortisiert werden.

Das durchschnittliche Alter des Anlagevermögens lässt sich bestimmen, indem man die kumulierten historischen Abschreibungen (bisherige Abschreibungen) durch die Abschreibungen der Periode teilt. Wurde ein Anlagegegenstand beispielsweise bei einer Nutzdauer von 10 Jahren mit historischen Anschaffungskosten von 10 Mio. € bewertet, so beträgt die jährliche Abschreibung 1 Mio. €. Nach 5 Jahren haben sich dann Abschreibungen in Höhe von 5 Mio. € kumuliert. Teilt man diese durch die Abschreibungen der aktuellen Periode, also 1 Mio. €, ergibt sich das Alter des Anlagegegenstandes von 5 Jahren.

In ähnlicher Weise lässt sich auch die zu erwartende verbleibende Lebensdauer des Anlagevermögens bestimmen. Hierfür teilt man den verbleibenden Wert des Anlagevermögens, so wie in der Bilanz ausgewiesen, durch die Abschreibungen der Periode. Der Bilanzausweis ergibt sich in der Regel aus der Differenz aus den historischen Anschaffungskosten und den kumulierten Abschreibungen.

Die oben beschriebenen Kennzahlen können wichtige Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit treffen. Operiert ein Unternehmen beispielsweise mit einem deutlich älteren Anlagevermögen als die Konkurrenz, kann dies ein Indiz dafür sein, dass die Konkurrenzfähigkeit nicht ausreichend gegeben ist, etwa weil altes Anlagevermögen ineffizienter arbeitet. Des Weiteren könnten Investitionen für das betreffende Unternehmen in den Folgeperioden notwendig werden, um den Investitionsstau aufzuholen. Dies wiederum führt zu einem Abfluss von liquiden Mitteln, der unter Umständen durch Kapitalerhöhungen oder Fremdfinanzierungen wieder ausgeglichen werden muss, wenn das Unternehmen nicht ausreichend Cashflow aus dem operativen Geschäft heraus erzielen kann.

Fazit

Investitionen sind der Schmierstoff für zukünftiges Wachstum. So gut wie jedes Unternehmen muss, um mittel- und langfristig nachhaltige Umsatzsteigerungen zu erzielen, Kapazitäten ausweiten. Dies geschieht unter anderem durch die Investitionen in Sachanlagevermögen. Auf der anderen Seite sind Investitionen mitunter sehr kapitalintensiv und können die Liquidität eines Unternehmens belasten bzw. sogar Finanzierungen notwendig machen. Auch muss auf das neu eingesetzte Kapital eine ausreichende Rendite erzielt werden, damit sich die Investition rentiert. Fehlinvestitionen vernichten Wert. Daher spielt die Betrachtung des Investitionsverhaltens eines Unternehmens sowie aller tangierenden Bereiche eine wichtige Rolle in der Unternehmensanalyse.

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