Das Empfinden vieler Anleger und die Realität lagen im abgelaufenen Jahr 2019 weit auseinander. Während stimmungsseitig Rezessionsängste und die Befürchtung über ein Ende der steigenden Börsen dominierten, legten die Aktienmärkte weltweit weiter deutlich zu und lagen zum Ende des Jahres hin auf oder zumindest nahe ihren Allzeithochs. Die Rezessionsängste haben sich nicht bewahrheitet. Stattdessen haben wir eine Stagnation der Konjunktur gesehen, was sicherlich nach einer solch langen Phase des Aufschwungs nicht ungewöhnlich ist.
Nährboden für diese gute Entwicklung der Börsen waren die niedrigen Zinsen. Die Alternativlosigkeit gegenüber der Aktie hat damit weiter zugenommen und damit der Druck auf Investoren in Aktien zu investieren. Da die Aktienmärkte noch immer günstig bewertet sind, erscheint der Anstieg der Börsen mehr als gerechtfertigt. Das gilt insbesondere für Branchen, die sich ohnehin auf einen strukturellen Wachstumspfad befinden. Darunter zählen neben den Gewinnern der Digitalisierung im Software- und IT-Bereich auch erneuerbare Energien, Unternehmen aus dem Medizinbereich und Technologieunternehmen. In diesen Branchen sind die beiden Alpha StarFonds vornehmlich investiert.
Vieles bleibt beim Alten
Für das Jahr 2020 gehen wir seitens der Rahmenbedingungen nicht davon aus, dass es zu wesentlichen Änderungen kommt. So ist nicht damit zu rechnen, dass wir in den USA oder in Europa Zinsanhebungen sehen, da sich das Konjunkturwachstum zuletzt etwas abgekühlt hat.
Die Inflation bewegt sich ebenfalls unverändert auf einem sehr niedrigen Niveau. Von dieser Seite aus sollte also auch kein Druck für Zinsanhebungen zu spüren sein. Wenngleich etwas langsamer als in den Vorjahren, wächst die Wirtschaft noch immer. Gleichzeitig ist die Stimmung unter Anlegern, trotz des guten Börsenjahres 2019, überwiegend schlecht. Ein Grund dafür ist, dass die Gewinne bei einigen Unternehmen im Jahr 2019 tatsächlich schwächer ausgefallen sind. Das betrifft insbesondere Unternehmen aus der Automobilindustrie oder anderen zyklischen Branchen, wie z.B. dem Maschinenbau. Angesichts einer noch immer wachsenden Konjunktur sehen wir sogar gute Chancen, dass die Gewinne dieser Unternehmen im Jahr 2020 wieder steigen.
Das könnte zu positiven Überraschungseffekten führen und damit zu einem positiven Börsenumfeld beitragen.
Als weichen Faktor darf man sicher auch aufführen, dass 2020 in den USA ein Wahljahr ist. Diese sind in aller Regel positive Börsenjahre, da US-Präsidenten keine unvorteilhaften Entscheidungen treffen wollen, um die Wiederwahl nicht zu gefährden.
Auch Donald Trump wird voraussichtlich nicht anders agieren. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn der amtierende US-Präsident im Jahr 2020 etwas ruhiger kommuniziert als gewohnt. Insgesamt sind die Vorzeichen für 2020 also nicht wesentlich anders als für 2019. Das wurde an den Märkten im zweiten Halbjahr 2019 bereits antizipiert und ist wesentlicher Grund für die gute Entwicklung der Indizes der letzten Monate.
Die Impulse für weitere Steigerungen sind im Wesentlichen durch die Unternehmenszahlen des Jahres 2019 zu erwarten, sofern diese besser ausfallen, als dies im Durchschnitt angenommen wird. Somit erwarten wir, dass 2020 zwar ein gutes Börsenjahr wird, aber voraussichtlich mit einer schwächeren Dynamik als 2019.
Das heißt, 2020 wird insgesamt ein eher langweiliges Börsenjahr. Das ist etwas Gutes, denn in verlässlichen Rahmenbedingungen lässt sich immer am besten investieren.
Die Zeiten ändern sich
Ein aus unserer Sicht sehr bedeutender Aspekt für 2020 und die Jahre danach ist der Wandel des Value Investings. Im Jahr 2019 wurde dieser Wandel erstmals sehr klar deutlich.
Insgesamt läuft der Trend aber bereits seit vielen Jahren, besonders in den USA. In Zukunft wird der Wandel noch schneller voranschreiten, weshalb wir als Anleger gut daran tun, diesen Wandel zu verstehen.
Über die Jahrzehnte hinweg änderten sich die Wertempfindungen immer wieder und als Investoren müssen wir diese Veränderungen erkennen. Denken wir nur einmal an Benjamin Graham zurück, den Urvater des Value Investings. Dieser hat damals den sogenannten Net-Net-Ansatz verfolgt und dabei auf Unterbewertungen gesetzt, die er auf Basis des Netto-Umlaufvermögens der Unternehmen ermittelt hatte.
Damals gab es diese Chance. Seit Jahrzehnten ist das aber kein lukrativer Ansatz mehr. In den letzten Jahrzehnten war hingegen das Produktivvermögen der wesentliche Werttreiber für Value Investoren. Es wurde insbesondere nach Unterbewertung auf Basis der Betrachtung des Sachanlagevermögens Ausschau gehalten. Warren Buffet ist der bekannteste Vertreter dieses Ansatzes.
Sachanlagevermögen hat aber nicht zuletzt aufgrund der jahrelangen Nullzinsen an Bedeutung verloren. Da die niedrigen Zinsen Sachanlagen sehr leicht finanzierbar machen – man diese quasi geschenkt bekommt – ist der einstige Burggraben von kapitalintensiven Unternehmen kleiner geworden und damit die Marktmacht geschwunden. Das begründet zwar die niedrige Bewertung kapitalintensiver Unternehmen, spricht aber auch nicht für eine wesentliche Wertaufholung, solange das Zinsumfeld so niedrig ist wie derzeit.
Seit einigen Jahren ist daher ein Wandel im Gange. Dieser ist neben den niedrigen Zinsen vor allem auch durch die Digitalisierung getrieben. Durch den digitalen Wandel sind heute immaterielle Vermögenswerte wie Software, Know-how, Marken, Patente etc. wichtiger als je zuvor. Sehr deutlich beobachten kann man diesen Wandel durch den rasanten Aufstieg der US-Tech-Giganten wie Microsoft, Google oder Facebook, die sich durch starke immaterielle Vermögenswerte von Wettbewerbern abheben und damit viel Geld verdienen.
Aber auch in Deutschland ist der Wandel im Gange und erkennbar. Unseres Erachtens sollten Value Investoren in den nächsten 10-20 Jahren die versteckten Werte bei Unternehmen daher in den immateriellen Vermögenswerten suchen.
Paradigmenwechsel
Dieser Paradigmenwechsel vor dem Hintergrund der Digitalisierung macht jedoch auch neue Maßstäbe erforderlich, die für die Bewertung von Unternehmen wichtig sind. Mit den bisherigen Schemata kommt man nicht weit. Heute gilt es, das Zukunftspotenzial von Unternehmen unter den sich verändernden Prämissen der Digitalisierung zu betrachten und immaterielle Werte in die Bewertung mit einzubeziehen.
Das eröffnet unter Umständen auch völlig neue Sichtweisen auf die Bewertung einiger Titel.
Wichtig zu betonen ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Veränderungen der Digitalisierung in allen Bereichen stattfinden. Es geht also nicht darum nur auf Software- oder Technologieunternehmen zu setzen.
Vielmehr liegen die Chancen überall da, wo die Digitalisierung einen Wandel der Geschäftsmodelle vorantreibt. Das findet auch in traditionellen Branchen statt. Es ergeben sich also auch dort jede Menge neue Potenziale, weil sich Gewichte und bisherige Verhältnisse verschieben und völlig neue Geschäftsmodelle entstehen.
Die Weitsicht und Fähigkeit von Managementteams die Digitalisierung klug um- und einzusetzen, wird hierbei ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Für uns als Investoren gilt es wiederum, dies frühzeitig zu erkennen und richtig einzuordnen.
Fazit
2020 wird aus unserer Sicht ein Jahr, dass sehr ähnliche Rahmenbedingungen hat wie 2019. Daher rechnen wir mit weiter steigenden Börsen, wenngleich vielleicht nicht ganz so dynamisch wie 2019.
Wir glauben aber, dass die Themen rund um die Digitalisierung die wesentlichen Wachstumstreiber sein werden. Seit mehreren Jahren haben wir diesen Wandel nun an dieser Stelle hervorgehoben und auch die Alpha Star-Fonds konsequent daraufhin ausgerichtet. Unternehmen werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer stärker durch immaterielle Vermögenswerte wie Software oder Know-how geprägt werden. Dieser Aspekt muss bei der Bewertung von Unternehmen und bei der Aktienauswahl berücksichtigt werden. Selbst Buffett investiert übrigens inzwischen in Tech- und Softwarefirmen, was Jahrzehnte nicht der Fall gewesen ist. Auch Buffett hat also dem Paradigmenwechsel bereits erkannt und in seine Anlagestrategie integriert.