Ein Unternehmen, an dem sich dieses Prinzip der Unterbewertung gut beobachten ließ, ist das britische Unternehmen IntegraFin Holdings plc. IntegraFin ist hauptsächlich durch seine Tochtergesellschaft Transact tätig. Gegründet im Jahr 1999, bietet IntegraFin eine Investmentplattform an, die von Finanzberatern genutzt wird, um die Anlagen ihrer Kunden effizient zu verwalten und zu administrieren. Diese sogenannte „Wrap-Plattform“ ermöglicht es Finanzberatern, verschiedene Finanzprodukte wie Investmentfonds, Aktien, Renten, ISAs (Individual Savings Accounts) und Pensionspläne an einem zentralen Ort zu verwalten. Wrapper-Produkte in England sind Finanzinstrumente, die darauf abzielen, Investitionen in eine steuerlich effiziente Struktur einzubetten. Durch diesen Service können Berater ihre Arbeitsabläufe optimieren, administrative Aufgaben reduzieren und ihren Kunden einen besseren Service bieten.
Im Wrapper-Geschäftsmodell machen sich Marktschwankungen besonders bemerkbar, da etwa 85 % der Einnahmen von IntegraFin direkt mit dem Wert der verwalteten Vermögenswerte sowie dem Verhalten der Anleger verknüpft sind. Marktschwankungen beeinflussen beide Faktoren erheblich und führen entsprechend zu Schwankungen in den Einnahmen des Unternehmens. Da IntegraFin Gebühren erhebt, die als Prozentsatz des Gesamtwerts der verwalteten Vermögenswerte berechnet werden, führen steigende Finanzmärkte zu einem Anstieg des Wertes dieser Vermögenswerte und somit zu höheren Gebühreneinnahmen. Umgekehrt resultieren fallende Märkte in einem Wertverlust der Anlagen und damit in einem Rückgang der Gebühreneinnahmen.
Anfang 2022 trafen mehrere marktbeeinflussende Faktoren zusammen. Zum einen war das Jahr von einer anhaltend hohen Inflation geprägt, die viele Zentralbanken, darunter auch die Bank of England, zwang, die Zinssätze deutlich zu erhöhen. Höhere Zinssätze belasten Finanzunternehmen, insbesondere solche, die sich auf Anlagen und Vermögensverwaltung spezialisiert haben, da sie die Investitionsbereitschaft der Kunden verringern. Zum anderen erlebte der Aktienmarkt im selben Jahr eine deutliche Korrektur. Große Indizes wie der FTSE 100 und der S&P 500 fielen erheblich, was auch die Wertpapiere und Fonds, in die Anleger investiert hatten, negativ beeinflusste und somit das verwaltete Vermögen und die Einnahmen von IntegraFin beeinträchtigte.
Diese Entwicklungen führten zu enttäuschenden Quartalsergebnissen. Wie bei vielen börsennotierten Unternehmen folgten auf unerfüllte Erwartungen der Anleger und Analysten überstürzte Verkäufe und damit ein Rückgang des Aktienkurses. Innerhalb von sechs Monaten verlor die Aktie etwa 60 % ihres Börsenwertes. Dieser Rückgang änderte jedoch nichts an der Positionierung des Unternehmens.
Marktschwankungen sind Effekte, die alle Unternehmen mit vergleichbaren Plattformen oder Alternativen gleichermaßen betreffen. Daher gab es keinen Grund für die Nutzer, die Plattform zu wechseln. Die Anzahl der Finanzberater, die die Plattform von IntegraFin nutzen, ging nicht zurück; sie stieg sogar leicht an. Ebenso blieb die Zahl der Anleger, die von diesen Beratern über die Plattform betreut werden, stabil. Mit der Erholungsphase des Marktes stieg auch das Gesamtvolumen, und somit erholte sich auch IntegraFins Marktsegment. Besonders deutlich wird diese Entwicklung, wenn man den Kursverlauf von IntegraFin mit dem des britischen Small Cap Performance-Index FTSE UK SMALL-CAP vergleicht. Am Beispiel von IntegraFin zeigt sich, dass Geduld, kombiniert mit einer fundierten Analyse, auch in Zeiten von Marktschwankungen zum Erfolg führen kann und Risiko eher zur Chance macht.