Nachhaltiger Ansatz im Serial-Acquirer-Sektor

Ein Unternehmen im Serial-Acquirer-Sektor setzt auf nachhaltiges Wachstum, indem es die Eigenständigkeit der akquirierten Firmen bewahrt und sie beratend unterstützt. Durch den Fokus auf spezialisierte Nischenmärkte mit hoher Kundenbindung und wiederkehrenden Umsätzen eröffnet dieser Ansatz neue Möglichkeiten für langfristige Wertschöpfung.
Akquisition eines Unternehmens
Software Circle plc ist ein britisches Unternehmen, das sich auf die Akquisition von Unternehmen spezialisiert hat, die vertikale Software entwickeln. Damit zählt es zu den sogenannten Serial Acquirern, unterscheidet sich jedoch in seiner Strategie deutlich von den „klassischen“ Methoden, die üblicherweise auf eine Unternehmensübernahme folgen. Bevor wir jedoch auf diesen Ansatz sowie auf das allgemeine Geschäftsmodell näher eingehen, sollten wir zunächst die Mechanismen hinter Akquisitionen genauer betrachten. Unternehmen können aus verschiedenen Gründen verkauft werden, beispielsweise wenn der Inhaber in den Ruhestand geht, sich das Gründerteam verändert oder strategische Neuausrichtungen anstehen. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass die ehemaligen Eigentümer ihr Lebenswerk lieber in guten Händen wissen wollen. Sie wünschen sich oft, dass die Unternehmenskultur, die Werte und die Mitarbeiter, die zum Erfolg beigetragen haben, erhalten bleiben. In der Realität tritt jedoch häufig das Gegenteil ein. Nach der Übernahme wird üblicherweise die Strategie verfolgt, den Wert des akquirierten Unternehmens so schnell wie möglich zu steigern, um einen höheren Shareholder Value zu generieren. Dies geschieht oft durch kurzfristige Maßnahmen wie das rigorose Streichen von Arbeitsplätzen, das Ausgliedern von Organisationseinheiten wie zum Beispiel der IT-Abteilung oder des Kundenservices in Länder mit niedrigeren Lohnkosten, die Änderung des Firmennamens oder aggressive Kostenreduzierungen.

Akquisitionen in spezialisierten Nischenmärkten

Neben der dezentralisierten Struktur und der beratenden Rolle von Software Circle spielt die Auswahl der akquirierten Unternehmen eine entscheidende Rolle für den Erfolg des Geschäftsmodells. Software Circle fokussiert sich auf Firmen, die in stark spezialisierten, vertikalen Nischenmärkten tätig sind. Vertikale Märkte zeichnen sich durch spezialisierte Produkte oder Dienstleistungen aus, die auf die spezifischen Anforderungen oder Prozesse der Kunden zugeschnitten sind. Diese Märkte sind oft durch eine geringe Anzahl von Wettbewerbern und eine hohe Kundenbindung geprägt, was auf sogenannte Lock-in-Effekte zurückzuführen ist. Dabei handelt es sich um Abhängigkeiten von einem Anbieter oder System, bei denen hohe Wechselkosten den Anbieterwechsel erschweren oder unattraktiv machen. Für die Anbieter bedeutet dies in der Regel eine höhere Preissetzungsmacht und stabile, wiederkehrende Umsätze.

Beispiele dafür sind Unternehmen wie Watermark, das Software für unabhängige Finanzberater entwickelt, oder CareDocs, ein Dokumentenmanagementsystem für Pflegeheime. Diese Märkte zeichnen sich, wie beschrieben, durch einen hohen Grad an Spezialisierung und geringe Konkurrenz aus. Durch diese Ausrichtung erzielt Software Circle einen bedeutenden Anteil an wiederkehrenden Umsätzen – bei den neu übernommenen Unternehmen liegt der Anteil an wiederkehrenden Erlösen bei über 90 %. Wiederkehrende Umsätze bieten finanzielle Stabilität und ermöglichen es dem Unternehmen, langfristig zu planen und zu investieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Finanzierung der Akquisitionen. Während viele Private-Equity-Unternehmen Akquisitionen oft durch den Einsatz von Fremdkapital finanzieren und einen Investitionshorizont von fünf bis sieben Jahren haben, setzt Software Circle auf eine nachhaltige Finanzierung durch freien Cashflow und verfolgt einen permanenten Investitionshorizont. Dies reduziert die finanzielle Belastung durch Schulden und ermöglicht es, strategische Entscheidungen, ohne den Druck eines baldigen Exits zu treffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Software Circle einen außergewöhnlichen Ansatz unter den Serial Acquirern verfolgt. Statt auf kurzfristige Effizienzsteigerungen und aggressive Einsparungen zu setzen, priorisiert das Unternehmen nachhaltiges Wachstum und langfristige Wertschöpfung. Durch die Dezentralisierung und das Mentoring der akquirierten Unternehmen stellt Software Circle sicher, dass diese ihre unternehmerische Freiheit und Innovationskraft bewahren. Die gezielte Fokussierung auf vertikale Nischenmärkte mit hohen Wechselbarrieren ermöglicht dabei eine starke Kundenbindung und wiederkehrende Umsätze, die dem Unternehmen Stabilität und Investitionsmöglichkeiten versprechen.

Dieser Ansatz führt zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die akquirierten Unternehmen profitieren von der Unterstützung und den Ressourcen von Software Circle, ohne ihre Identität und Autonomie zu verlieren. Die Mitarbeiter erleben Kontinuität und können ihre Arbeit in einem stabilen Umfeld fortsetzen, was zu höherer Zufriedenheit und Produktivität führt. Die Kunden profitieren von gleichbleibender Servicequalität und der Fortführung bewährter Produkte und Dienstleistungen.

Der strategische Ansatz von Software Circle zeigt, dass Akquisitionen ohne radikale Veränderungen und mit Fokus auf langfristige finanzielle Performance durchgeführt werden können. Indem das Unternehmen die bestehenden Strukturen und die unternehmerische Freiheit der akquirierten Firmen erhält und sich auf stabile, wiederkehrende Umsätze in spezialisierten Nischenmärkten konzentriert, kann eine langfristige Wertsteigerung erzielt werden. Mit diesem Schwerpunkt ermöglicht Software Circle den übernommenen Unternehmen, ihre Marktposition zu stärken und Umsatzwachstum zu generieren. Dies unterscheidet sich signifikant von traditionellen Modellen, die häufig auf kurzfristige Gewinnsteigerungen abzielen. Software Circle beweist, dass ein langfristig orientierter Ansatz zu nachhaltigem Umsatzwachstum und erhöhter Profitabilität führen kann.