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Rebalancing

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Neben der richtigen Auswahl von Einzeltiteln ist das Rebalancing eine der wichtigsten Disziplinen im Rahmen des Portfolio-Managements. Dabei sprechen wir von einer Adjustierung der Portfolio-Gewichtungen im Rahmen der strategischen Allokation in Folge von Preisveränderungen der einzelnen Werte. Im Zuge von steigenden und fallenden Kursen von Aktien verändern sich die Gewichtungen der einzelnen Titel im Depot. Dies führt dazu, dass die Gewichtungen von der strategisch gewollten Größenordnung abweichen, was wiederum zu ungewollten Risikoverschiebungen führt und Rendite kosten kann. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Portfolios über einen langen Zeitraum gesehen besser abschneiden, wenn ein adäquate Rebalancing-Strategie verfolgt wird. Rebalancing beinhaltet das Verkaufen von gestiegenen Wertpapieren und Kaufen von gefallenen Wertpapieren. Man handelt dabei also antizyklisch, was eine positive Rendite verspricht, da man Liquidität für den Markt bereitstellt und das Gegenteil von dem tut, was die Mehrheit in der jeweiligen Phase gerade unternimmt.

Eine wesentliche Tatsache beim Rebalancing ist, dass der Nutzen die Kosten der Maßnahmen übersteigen muss, um einen Wertbeitrag zu leisten. Werfen wir zunächst einen Blick auf diese beiden Punkte.

Es gibt unzählige Varianten ein Portfolio zu strukturieren. Jede Variante hat dabei sein eigenes Rendite-Risiko-Profil. Jeder Anleger stellt sein Depot nach seinen jeweiligen Anforderungen zusammen und bestimmt so sein individuelles Chance-Risiko-Profil. Wenn dieses Profil durch Verschiebungen im Depot verändert wird, reduziert sich der Nutzen für den Anleger, da das Portfolio vom Optimum abweicht. Dieser Nutzenverlust sind implizite Kosten, die vermieden werden sollten.

Der Nutzenverlust drückt sich auch darin aus, dass das Risikoprofil verschoben wird. Wertpapiere mit einer höheren Renditeerwartung weisen in der Regel auch ein höheres Risiko auf. Wenn also Wertpapiere mit höherem Risiko stärker steigen, steigt auch deren Gewichtung im Depot. Damit erhält das gesamte Depot ein höheres Risiko, was nicht erwünscht ist. Nicht zuletzt werden im Zweifel Wertpapiere im Depot gehalten, deren Potenzial bereits ausgeschöpft ist, was wiederum das Potenzial des gesamten Depots verringert.

Auf der anderen Seite führt das Rebalancing auch zu Kosten. Zum einen sind dies auf der Hand liegend Transaktionskosten. Für jede Transaktion fallen Kosten an, die dem Nutzen des Rebalancings entgegenstehen. Insbesondere gilt dies für illiquide Investments, deren implizite Transaktionskosten höher sind. Zum anderen entsteht bei Verkaufstransaktionen ein Steueraufwand. Dies führt zu einem Cash-Abfluss und mindert das Depotvolumen.

Rebalancing-Disziplinen

1. Buy-and-Hold-Strategie

Betrachten wir zunächst die Grundform, bei der überhaupt kein Rebalancing vorgenommen wird, die sogenannte Buy-and-Hold-Strategie. Dabei werden die Portfoliowerte aufgenommen und überhaupt nichts an deren Zusammensetzung verändert. Man lässt das Depot „laufen“. In dieser Konstellation hat man eine lineare Abhängigkeit des Depotwertes von der Wertentwicklung der Aktien. Je höher die Gewichtung der Aktie gegenüber dem Cashbestand ist, desto größer ist die Risikotoleranz. Anders gesagt, sollte die Risikotoleranz des Anlegers mit der Aktienmarktentwicklung und seiner Vermögensentwicklung positiv korrelieren.

2. Kalendarisches Rebalancing

Wie der Name bereits verrät, beinhaltet das kalendarische Rebalancing, dass eine Anpassung der Depotstrukturen in zeitlich festgelegten Abständen erfolgt. Dies kann z.B. monatlich, quartalsweise oder jährlich der Fall sein. Das kalendarische Rebalancing ist die einfachste Variante, denn es muss zwischen den Intervallen keine Überprüfung stattfinden. Allerdings trägt kalendarisches Rebalancing nicht den Marktbewegungen Rechnung, wenn sie zwischen den Rebalancing-Terminen stattfinden. Daher sollten die Zeitintervalle der Volatilität des Portfolios Rechnung tragen. Das heißt, ein Aktienportfolio sollte öfters rebalanced werden als ein Staatsanleihen-Portfolio höchster Bonität.

3. Gewichtungsabhängiges Rebalancing

Gewichtungsabhängiges Rebalancing wird immer dann durchgeführt, wenn gewisse Schwellenwerte der Depotgewichtung eines bestimmten Wertpapiers oder einer Wertpapierklasse überschritten werden. Hat ein Wertpapier bspw. eine definierte Gewichtung von 10 %, kann man eine Bandbreite von z.B. 8-12 % zulassen. Jede Gewichtung die über den Korridor hinausgeht, wird entsprechend auf das „Normalniveau“ zurückgebracht. Der Vorteil des gewichtungsabhängigen Rebalancing ist, dass es zu jedem Zeitpunkt stattfinden kann und daher „näher am Marktgeschehen“ und die Kontrolle damit stärker ist. Jedoch ist die Häufigkeit der Anpassung auch höher, was erhöhte Transaktionskosten nach sich zieht. Daher sollten illiquide Wertpapiere, wie z.B. kleine Aktienunternehmen, einen weiteren Korridor haben, um exzessive Transaktionskosten zu vermeiden. Auf der anderen Seite sollten volatile Wertpapiere einen engeren Korridor haben, um Exzessen in der Wertentwicklung schneller und damit effektiver entgegenwirken zu können. Letzten Endes ist die Weite des Korridors natürlich auch von der individuellen Risikoneigung des Anlegers abhängig. Je größer diese ist, desto weiter gefasst kann die zulässige Schwankungsbreite des Wertpapiers sein.

4. Kalendarisches und gewichtungsabhängiges Rebalancing

Neben den beiden zuvor beschriebenen Strategien gibt es auch Kombinationen der beiden. So kann man beispielsweise in bestimmten Zeitabständen ein Rebalancing vornehmen, wie beim kalendarischen Rebalancing, wenn zu diesem Zeitpunkt bestimmte Schwellenwerte überschritten sind, wie beim gewichtungsabhängigen Rebalancing.

Die drei beschriebenen Strategien sind dadurch geprägt, dass sie, im Gegensatz zu Buy-and-Hold-Strategien aktiv sind. Die Gewichtung der Aktien im Depot wird immer wieder an eine bestimmte Zielgröße angepasst, wobei die Gewichtung der Aktien zwischen 0 und 100 % liegen kann; keine Aktien und 100 % Cash oder nur Aktien und kein Cash. Diese Strategien sind der Buy-and-Hold-Strategie allerdings dann unterlegen, wenn sich die Märkte in starken Trendphasen befinden. Denn, in Aufwärtsphasen werden im Nachhinein weiter steigende Aktien verkauft und in Abwärtsphasen werden nachher weiter fallende Aktien gekauft. Wenn man in diesen Fällen nichts unternehmen würde, würde man eine bessere Rendite erwirtschaften.

Andererseits wird man mit konstanten Gewichtungen dann eine überlegene Rendite erzielen, wenn die Märkte durch kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen geprägt sind. Strategien mit konstanter Gewichtung werden daher als konkav bezeichnet, weil die Rendite des Depots mit einer sinkenden Rate steigt, wenn der Gesamtmarkt nach oben tendiert.

5. Taktisches Rebalancing

Eine weitere Variante ist das taktische Rebalancing, die auf dem kalendarischen Rebalancing basiert. Dabei werden weniger Anpassungen vorgenommen wenn sich der Markt in einer Aufwärtsphase befindet und mehr Anpassungen vorgenommen wenn eine Korrektur stattfindet. Diese Vorgehensweise bindet die Häufigkeit des Rebalancing an die vorherrschenden Marktbedingungen. Beim taktischen Rebalancing wird versucht dem konkaven Charakter des kalendarischen und gewichtungsabhängigen Rebalancing Rechnung zu tragen und diesen zu glätten. Die Problematik bei dieser Variante dürfte natürlich das Problem der Markteinschätzung sein. Nur wenn man die aktuelle Marktphase auch korrekt einschätzt, wird das taktische Rebalancing eine überlegene Rendite erzielen. Andernfalls könnte auch leicht das Gegenteil der Fall sein.

Konvexe-Strategie

Natürlich gibt es auch den gegenteiligen Ansatz zum Rebalancing. Hierbei wird genau das Gegenteil zu den beschriebenen Strategien getan, also die Gewichtung dann erhöht, wenn eine Aktie steigt und die Gewichtung verringert, wenn eine Aktie fällt. Damit werden erfolgreiche Aktien höher gewichtet als weniger erfolgreiche Aktien. Diese Strategie ist dann profitabel, wenn starke Bullen- oder Bärenmärkte vorherrschen. Bei steigenden Märkten wird die Gewichtung in Aktien gegenüber der Cashquote erhöht, bei fallenden Märkten werden Aktienpositionen abgebaut. Die Renditeentwicklung des Depots wird dadurch stärker wenn die Marktrendite positiv ist und umgekehrt. Die Renditeentwicklung ist konvex. Das bedeutet natürlich auf der anderen Seite auch, dass die Risikoverschiebung verstärkt und nicht reduziert wird. Die höhere Rendite geht mit einem höheren Risiko einher, was natürlich eine entsprechende Gefahr für harte Rückschläge birgt.

Fazit

Die Angemessenheit der verschiedenen Rebalancing-Strategien richtet sich nach der Risikoneigung des Anlegers. Es kann also keine optimale Lösung geben, die auf jeden zutrifft. Auch in verschiedenen Marktphasen können unterschiedliche Rebalancing-Strategien sinnvoll sein. Fest steht, dass ein Portfolio unter ständiger Beobachtung stehen sollte, so dass Anpassungen gegebenenfalls vorgenommen werden können, wenn erforderlich. Eine sauber verfolgte und ausgeführte Rebalancing-Strategie führt zu verbesserten Renditen und optimiert das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios. Daher ist das Rebalancing ein zentrales Thema in der modernen Portfoliosteuerung.

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