Über die letzten Jahre hinweg haben die Alpha Star-Fonds hervorragende Renditen erzielt und Vergleichsindizes und Wettbewerbsfonds regelmäßig schlagen können. Dennoch ist die Entwicklung der Fonds immer wieder von Rücksetzern geprägt, wie zum Beispiel zuletzt in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022. Diese Unterbrechungen der langfristigen Aufwärtsbewegungen gehören zu den Aktienmärkten dazu, wie die Sonne zum Sommer und sind vollkommen normal. Sie als Anleger der Alpha StarFonds und regelmäßige Leser des Alpha StarMagazins sind sich dessen wahrscheinlich bewusst. Dennoch möchte ich in diesem Artikel einmal mehr erläutern, wie wir den Zusammenhang zwischen langfristigem Wachstum und kurzfristigen Schwankungen sehen und wie wir daraus sogar versuchen, eine positive Hebelwirkung zu generieren.
Kapitalrendite als Messgröße
Im Großen und Ganzen können wir sagen, dass ein Unternehmen proportional an Wert zulegt, wie sein Gewinn steigt. Die beste Messgröße für das Gewinnsteigerungspotenzial ist wiederum die Rendite auf Unternehmenskapital (Kapitalrendite). Ein Unternehmen wächst also im Umfang der Kapitalrendite, die es über die Zeit erwirtschaften kann. Je höher die Kapitalrendite, desto besser also.
Investorenikone Charles Munger, der kongeniale Partner von Warren Buffett, hat dazu einmal folgenden Satz gesagt: „Über einen langen Zeitraum hinweg wird es eine Aktie schwer haben, eine bessere Rendite zu erzielen, als das zugrundeliegende Unternehmen erwirtschaftet. Wenn ein Unternehmen über 40 Jahre hinweg 6 % Rendite auf sein Kapital erzielt und man die Aktie über 40 Jahre hält, wird man im Durchschnitt nicht mehr als 6 % Rendite erwarten können, auch wenn man die Aktie sehr günstig gekauft hat. Im Gegensatz dazu, wenn ein Unternehmen 18 % Rendite auf sein Kapital über 20 oder 30 Jahre hinweg erwirtschaftet, wird man ein enormes Ergebnis erzielen, selbst wenn man die Aktie vermeintlich teuer erworben hat.“ (Eigene Übersetzung aus dem Englischen.)
Das heißt, selbst wenn man ein Unternehmen mit einer hohen Bewertung, etwa einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis, kauft, wird man über einen langen Zeitraum eine gute Rendite erzielen, wenn die Kapitalrendite des Unternehmens hoch ist und sie natürlich über diesen Zeitraum auf einem hohen Niveau gehalten werden kann.
Der Grund dafür liegt darin, dass es für die Wertsteigerung eines Unternehmens darauf ankommt, wie viel Kapital es anhäuft. Dafür ist es zum einen wichtig, wie hoch die Rendite auf das bereits vorhandene Kapital ist (Kapitalrendite). Zweitens ist es wichtig, dass die erwirtschafteten Erträge wieder reinvestiert werden können. Unternehmen müssen also mit dem Geld, das sie verdienen, etwas anzufangen wissen und in Projekte stecken können, die wiederum profitabel sind. Nur wenn auch auf diese reinvestierten Beträge eine vergleichbar hohe Rendite erzielt werden kann, wird das Gesamtniveau aufrechterhalten. Gelingt das, entfaltet der Zinseszins über die Zeit seine volle Wirkung.
Kurzfristige Schwankungen gehören dazu Wie dargestellt, orientiert sich das Gewinnwachstum an der Kapitalrendite eines Unternehmens. Insofern wird eine Aktie im Großen und Ganzen so viel wachsen, wie der Gewinn steigt. Wächst der Gewinn eines Unternehmens z. B. über vier Jahre hinweg mit jeweils 20 %, wird sich auch der Kurs der Aktie in diesem Zeitraum in etwa verdoppeln: (1 + 20 %)^4 = 107 %.
Diese Aussage stimmt unter der Voraussetzung, dass die Bewertung konstant bleibt. Wie wir aber wissen, haben die Aktienmärkte durchaus „Stimmungsschwankungen“. Daher gibt es Phasen höherer Bewertungsniveaus und Phasen niedrigerer Bewertungsniveaus. Über einen langen Zeitraum schwanken die Bewertungen um einen Mittelwert.
Günstige Bewertung als Hebel
Diese Stimmungsschwankungen können einen interessanten Hebeleffekt haben, zusätzlich zum Gewinnwachstum. Nehmen wir einmal an, wir kaufen die oben bereits erwähnte Aktie, deren Gewinn sich in vier Jahren verdoppelt. Und nehmen wir zudem an, wir kaufen diese Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25. Wenn sich die Bewertung von 25 innerhalb von vier Jahren ebenfalls verdoppelt, haben wir den erwähnten Hebeleffekt. Das Resultat sind dann die 100 % Rendite aus der Gewinnsteigerung, zuzüglich 100 % aus der Bewertungsausweitung und damit insgesamt 200 % Rendite.
Wenn wir stattdessen eine Aktie kaufen, die bereits mit einem relativ hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von z. B. 50 bewertet ist, ist die Wahrscheinlichkeit zumindest höher, dass eine weitere Bewertungsausweitung keinen Wertbeitrag leisten wird. In dem Fall können wir „nur“ die Rendite von 100 % aus dem Gewinnwachstum erwarten.
Eine hohe Bewertung kann auch Rendite kosten, wenn sich die Stimmung an den Märkten ändert. Haben wir eine Aktie mit einem Kurs-GewinnVerhältnis von 50 gekauft, kann es sein, dass die Bewertung sich z. B. von 50 auf 25 halbiert. Die 100 % Rendite durch das Gewinnwachstum wird in diesem Fall durch die Halbierung der Bewertung wieder aufgezehrt. Das Resultat ist dann eine Nullrendite.
Eintrittsbarrieren als Schlüssel
Die Beispiele zeigen, was Munger mit seiner Aussage meint. Es ist wichtig, Investments langfristig zu sehen. Die kurzfristigen Launen des Marktes werden über die Zeit ausgeglichen. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass man in Unternehmen investiert, die hohe Kapitalrenditen erzielen und damit ein hohes Gewinnwachstum erzeugen. Noch wichtiger ist es dabei, dass die Unternehmen die hohen Kapitalrenditen über die Zeit aufrechterhalten können.
Daher beschäftigen wir uns bei Alpha Star so intensiv mit den Geschäftsmodellen der Unternehmen, in die wir investieren. Denn Unternehmen, die hohe Kapitalrenditen und Gewinnsteigerungen erreichen, locken natürlich Wettbewerb an. Nur wenn ein Unternehmen über eine hohe Eintrittsbarriere verfügt, kann es dafür sorgen, dass der Wettbewerb sich nicht am Kuchen bedient und Renditen abschöpft. Diese Eintrittsbarrieren sind nicht offensichtlich und nirgendwo ablesbar. Vielmehr erfordert ihr „Entdecken“ ein tiefes Verständnis um den Markt und das Marktumfeld, in dem das Unternehmen operiert, sowie über die Wettbewerbspositionierung innerhalb der jeweiligen Branche.
Solche Eintrittsbarrieren können unterschiedlich aussehen: Patente, eine hohe Innovationsgeschwindigkeit und -fähigkeit aufgrund einer starken Entwicklungskompetenz, der Zugang zu Ressourcen, über die andere nicht verfügen, oder ein sehr starker Markenname sind nur einige Beispiele. Eintrittsbarrieren können aber viele andere Formen annehmen. Wichtig ist, dass wir sicherstellen, dass die Eintrittsbarriere möglichst hoch und schwer zu überwinden ist.
Fazit
Mit einem Portfolio von Unternehmen, die überdurchschnittliche Kapitalrenditen erzielen und über hohe Eintrittsbarrieren verfügen, haben wir eine simple Arithmetik und den Faktor Zeit auf unserer Seite und damit hervorragende Chancen, auf langfristige Sicht überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, auch wenn die Aufwärtsbewegung kurzfristig immer wieder unterbrochen wird. Vielmehr können wir uns die Schwankungen mit der richtigen Auswahl an Unternehmen zunutze machen und unsere Renditeerwartungen mit einem Hebel versehen.