Die DuPont-Analyse gibt uns die Möglichkeit, die Quellen der Stärken und Schwächen eines Unternehmens zu identifizieren. Jedoch erlaubt uns die DuPont-Analyse lediglich, einen Blick auf das gesamte Unternehmen zu werfen. Es wird nicht unmittelbar offenbart, an welchen Stellen des Unternehmens Schwächen und Stärken liegen. Um dies herauszufinden, müssen wir einen anderen Blick auf die Dinge werfen.
Unternehmen sind gemäß den internationalen Bilanzierungsvorschriften verpflichtet, eine Segmentberichterstattung zu erstellen. Diese dient dazu, eine Segmentierung nach verschiedenen Geschäftsbereichen vorzunehmen, also die Erfolgsrechnung auf die einzelnen Geschäftsbereiche aufzugliedern.
Die meisten Unternehmen unterhalten mehr als einen Geschäftsbereich. In der Regel verfügt ein Unternehmen über mehrere Produkte oder Dienstleistungen, nach denen sich eine Unterscheidung vornehmen lässt. Ist dies tatsächlich nicht der Fall, wie etwa bei Softwareunternehmen, die sich auf ein einziges Produkt spezialisieren, so lassen sich immer noch andere Unterscheidungen vornehmen. Zu denken ist hierbei etwa an die Unterscheidung zwischen Privat- und Geschäftskunden. Auch die regionale Aufteilung der Erfolgsgrößen ist eine hilfreiche Angabe. Viele Unternehmen nehmen daher eine Unterscheidung nach den Geschäftssegmenten vor und geben zusätzlich darüber bekannt, wie sich die regionale Umsatzverteilung zwischen In- und Ausland darstellt. Teilweise erfolgt die Trennung bezüglich des Auslandsgeschäfts noch detaillierter, mit dezidierten Angaben zu den einzelnen Regionen (Nordamerika, Asien, Westeuropa etc.) oder sogar einzelnen Ländern.
Durch eine Analyse dieser Segmentangaben wird es möglich, genau zu erkennen, wo das Unternehmen Probleme hat oder welcher Bereich sich besonders stark entwickelt. Auch lässt sich aus der Segmentberichterstattung herauslesen, ob das Geschäft eines Unternehmens in bestimmten Regionen besser läuft als in anderen.
Segmentumsatzanalyse
Anhand der Betrachtung der Segmentumsätze lässt sich zunächst einmal die Größe eines Segments bestimmen. Je größer der Umsatzbeitrag eines Segments zum Gesamtumsatz, desto bedeutender ist dieses Segment für das Unternehmen.
So kann es beispielsweise sein, dass ein Unternehmen ein sehr etabliertes Segment mit einem großen Umsatzanteil und ein kleines Segment mit geringem Umsatzanteil unterhält. Dieses kleine Segment könnte hierbei verschiedene Funktionen einnehmen. Möglich ist beispielsweise, dass das Segment noch sehr jung ist und am Anfang seiner Entwicklung steht. In diesem Fall muss man diesem in den Folgeperioden eine besondere Aufmerksamkeit widmen, um zu antizipieren, ob die Entwicklung scheitert.
Berichtet ein Unternehmen nach regionalen Segmenten oder gibt diese zusätzlich an, kann man zudem die Exportlastigkeit bestimmen.
Je höher die Exportquote ist, desto mehr zusätzliche Abhängigkeiten kommen unter Umständen ins Spiel. Zu denken ist hierbei etwa an Währungsschwankungen, gegen die ein Unternehmen bei hohen Exportvolumina vorgehen müsste. Auch Frachtkosten können dabei ein nicht zu ignorierendes Problemfeld sein. Um solche Fragen zu klären, ist in der Regel ein Gespräch mit den Unternehmensverantwortlichen unumgänglich, da diese Themen meist nicht ausreichend in den Geschäftsberichten erläutert werden.
Innen- und Außenumsatz
Die Umsatzangaben in der Segmentanalyse erfolgen getrennt nach Segmentaußenumsatz und Segmentinterumsatz. Der Segmentaußenumsatz ist dabei der Teil des Umsatzes, der mit unternehmens- bzw. konzernexternen Dritten erzielt wird, also derjenige Umsatz, der regelmäßig mit Kunden erwirtschaftet wird.
Der Intersegmentumsatz ist hingegen derjenige Umsatzanteil des Segments, der mit anderen Unternehmen oder Bereichen innerhalb des eigenen Konzerns erzielt wird. Hierbei kann man etwa an einen vertikal integrierten Konzern denken, in welchem ein Zulieferunternehmen an die ebenfalls zum Konzern gehörende produzierende Einheit liefert. Erfolgte die Belieferung z.B. ausschließlich konzernintern, dann würde das Segment nur Interkonzernumsätze tätigen. Der Außenumsatz wäre damit Null.
Die Unterscheidung der Betrachtung von Außenumsatz und Intersegmentumsatz ist von Bedeutung, da man die Abhängigkeiten der Segmente vom Geschäftsvolumen des Konzerns bestimmen kann. Erzielt ein Segment nur Intersegmentumsätze, dann handelt es sich um ein konzerninternes Zulieferunternehmen ohne eigene, externe Kunden. Die Abhängigkeit von der Entwicklung der anderen Segmente ist damit sehr hoch. Umgekehrt ist es bei einer Dominanz des Segmentaußenumsatzes. In diesem Fall besteht eine hohe Abhängigkeit von externen Kunden und deren Entwicklung.
Segmentergebnisanalyse
Das Gesetz verlangt bei den Segmentergebnissen lediglich die Angabe der Differenz von Segmenterträgen und Segmentaufwendungen. Außerordentliche Aufwendungen, Zinserträge und Zinsaufwendungen oder Ertragssteuern sind nicht gesetzlich verlangt. In der Regel ist es daher der Fall, dass das Segment-EBIT (EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern) berichtet wird. Nur wenige Unternehmen berichten über diese gesetzliche Mindestanforderung hinaus auch das Segmentergebnis nach Zinsen und Steuern, also den Segmentjahresüberschuss.
Wir müssen uns bei der Segmentergebnisanalyse daher auf die EBIT-Kennzahl beschränken. Dies ist jedoch kein Hindernis und in der Regel vollkommen ausreichend, um eine belastbare Aussage über die Segmententwicklung anstellen zu können.
Mittels folgender Formel lässt sich in diesem Zusammenhang die Ergebnisbeitragsquote ermitteln, also denjenigen Teil eines Segments, den dieses zum Konzernergebnis beiträgt:
Anhand dieser Kennzahl lässt sich also die Rentabilität eines Segments erkennen. Es lässt sich ablesen, in welchem Segment das Unternehmen nicht profitabel ist, welches Segment einen besonders hohen Ergebnisbeitrag leistet oder an welcher Stelle im Unternehmen noch weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um das Gesamtergebnis zu steigern. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht unwichtig, die Segmentinvestitionen zu betrachten.
Für jedes Segment werden oftmals auch die Investitionssummen angegeben. Erzielt ein Segment beispielsweise schwache Ergebnisse und kommt trotzdem in den Genuss erheblicher Investitionen, dann sollte genau beobachtet werden, ob die Investitionen sich in einer steigenden Rentabilität niederschlagen oder wirkungslos verpuffen. Im letzteren Fall wäre es ratsam, das betroffene Segment abzustoßen. Ist ein Segment andererseits sehr profitabel, könnten sich erhöhte Investitionen besonders lohnen, um die Rentabilität in diesem Segment zu sichern oder weiter auszubauen.
Segment-Kapitalrentabilität
Wie an dieser Stelle schon oft erwähnt, ist die Kapitalrentabilität noch wichtiger als das Ergebnis selbst. Ein positives Ergebnis allein ist nicht ausreichend. Vielmehr muss das Ergebnis hoch genug sein, um eine angemessene Verzinsung auf das eingesetzte Vermögen zu garantieren.
Die Angaben, die wir hierfür benötigen, werden von den Unternehmen zur Verfügung gestellt. In der Regel umfasst die Segmentberichterstattung auch das Segmentvermögen, also das Vermögen, das dem jeweiligen Segment zugerechnet werden kann. Setzt man dieses in Relation mit dem Segment-EBIT, ergibt sich die Segment-Gesamtkapitalrentabilität:
Der Segment-Gesamtkapitalrentabilität kommt eine besondere Bedeutung für die Ergebnisquellenanalyse zu, weil sie die Ertragskraft und deren Veränderung der einzelnen Segmente aufzeigt. Über den Zeitverlauf lässt sich so die Entwicklung der Segmente am besten beurteilen. Nicht zuletzt erlaubt die Gesamtrentabilität einen Vergleich mit anderen Unternehmen, die in den gleichen Bereichen aktiv sind, oder auch mit vergleichbaren Segmenten anderer Unternehmen.
Außerdem lässt sich mittels der Segment-Gesamtkapitalrentabilität der Wertbeitrag der einzelnen Segmente visualisieren. Es kann deutlich gemacht werden, an welcher Stelle im Unternehmen eine Wertschöpfung bzw. Wertvernichtung stattfindet. Anhand dessen können Unternehmensentscheidungen hinsichtlich der Zukunft der Segmente getroffen, evaluiert und eingeschätzt werden.
Der WACC sind dabei die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital), also die durchschnittlichen Kosten des Eigen- und Fremdkapitals. Die Formel impliziert, dass eine positive Wertschöpfung nur dann betrieben wird, wenn das Segment eine Kapitalrendite erzielt, welche die Kapitalkosten übersteigt. Dies sind die gleichen Aussagen, die wir hinsichtlich der Kapitalrendite auf Gesamtunternehmensbasis getroffen haben. Die Notwendigkeit einer Rendite auf das eingesetzte Kapital, die die Kapitalkosten übersteigt, ist ein zentrales Thema positiver Wertschöpfung und elementar für steigende Unternehmenswerte und Aktien.
Segment-Cashflow
Neben der Kapitalrendite ist der Cashflow das zweite grundlegende Thema. Also messen wir auch der Cashflow-Analyse eine zentrale Bedeutung bei. Nur Einheiten, die dauerhaft einen positiven Cashflow erzielen, werden auf lange Sicht gesehen überleben und müssen nicht durch andere Segmente oder die Konzernmuttergesellschaft querfinanziert werden. Die notwendigen Angaben zur Ermittlung eines Näherungswertes des Cashflows werden in der Regel in der Segmentberichterstattung angeführt.
Die zweite wichtige Cashflow-Größe ist der Free-Cashflow, also derjenige Teil des Cashflows, der nach Auszahlungen für Investitionen verbleibt. Nur wenn der Free-Cashflow positiv ist, kann das Unternehmen seine Ersatz- oder Wachstumsinvestitionen mit den im operativen Geschäft erzielten Mitteln bezahlen, und nur dann ist es langfristig überlebensfähig. Ist der Free-Cashflow negativ, so müssen Investitionen durch Einzahlungen der Eigentümer oder durch Fremdkapital, wie Kredite, finanziert werden. Dies ist keine Lösung, die auf lange Zeit funktionieren kann. Ein positiver Free-Cashflow ist daher eine wichtige Eigenschaft, auch auf der Segment-Ebene.
Fazit
Letztendlich kommt es darauf an, dass ein Unternehmen als Ganzes eine entsprechend gute Entwicklung aufweist. Bei der tieferen Ursachenforschung ist es jedoch unerlässlich, einen Blick darauf zu werfen, welche Teile des Unternehmens starke und welche schwache Entwicklungen aufweisen. Insbesondere zur Evaluierung von Risiken, die eine positive Fortentwicklung in der Zukunft stören könnten, ist die Segment-Analyse ein unerlässlicher Teil der Unternehmensbetrachtung. Daher gehört die Segment-Analyse unweigerlich in das Repertoire der Unternehmensanalyse und -bewertung.