Damit sich solche Fälle nicht wiederholen, durchläuft jedes Medikament strenge Tests und einen langen Genehmigungsprozess, noch bevor es den Markt erreicht. Durch gründliche Prüfungen und Kontrollen wird sichergestellt, dass die Produkte den gesetzlichen Standards entsprechen und keine Verunreinigungen enthalten. Diese Prüfungen beinhalten eine Vielzahl von Tests, die das Medikament beispielsweise auf Reinheit, Wirkstoffe, aber auch auf andere Faktoren wie Maße oder Härte von Pillen analysieren. Die meisten dieser Tests erfordern ein eigenes, separates Gerät, das auf die jeweilige Art von Test spezialisiert ist. Deren Anschaffung ist mit hohen Investitionen verbunden. Kleinere Labore und Forschungszentren sind deshalb darauf angewiesen, Proben an spezielle Test-Institute zu schicken, um deren Qualität zu gewährleisten. Vor allem in der Entwicklungsphase eines Medikaments führt dies zu hohen Verzögerungen. Im Schnitt dauert es über 13 Jahre, bis ein neu entwickeltes Medikament seine Zulassung erhält.
Eine deutliche Beschleunigung des Testens wird durch die sogenannte Spektrale Identifizierung ermöglicht, die sich einen physikalischen Effekt zunutze macht: Das zu analysierende Substrat wird mit Licht bestrahlt. Je nach Substanz und Zusammensetzung reflektiert und absorbiert dieses die Wellenlängen des Lichtspektrums unterschiedlich. Das reflektierte Licht wird von dem Herzstück der Technologie, einem Sensor, aufgefangen und gemessen. Das dadurch erzeugte Bild liefert dem Anwender innerhalb kurzer Zeit ein aussagekräftiges Ergebnis über die komplette Zusammensetzung des Medikaments – alles im selben Gerät.
Das Patent an den sogenannten NIRONE-Sensoren (Nahinfrarot), die dieses Verfahren ermöglichen, hält das Unternehmen Spectral Engines, eine Tochterfirma der international tätigen Nynomic-Gruppe. Mit dem Ziel, die pharmazeutische Qualitätskontrolle durch innovative Lösungen zur Produktkonformität zu beschleunigen und neue Benchmarks für Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der pharmazeutischen Prüfung zu setzen, ging Nynomic eine strategische Partnerschaft mit Kraemer Elektronik, einem Spezialisten für Mess- und Prüftechnik, ein. Das Ergebnis der Kooperation konnten die Partner dieses Jahr präsentieren:
Das erste Laborinstrument, das das Prinzip der Spektralen Identifizierung nutzt, um Medikamente in Tablettenform schnell, zuverlässig und vor allem autonom zu erfassen und zu analysieren, wurde dieses Jahr präsentiert. Das Gerät lässt sich damit optimal in kleinere medizinische Einrichtungen sowie Labore integrieren. Was das Gerät ebenfalls optimal für diese Anwendungen macht, ist die hohe Datensicherheit, denn die so erzeugte Analyse liefert ein sehr genaues Ergebnis darüber, ob das Testobjekt den geforderten Spezifikationen entspricht und nur die nötigen Wirkstoffe enthält, nicht jedoch, was die genaue Zusammensetzung des Medikaments ist.
Das durch die Sensoren ermöglichte Verfahren der Spektralen Identifizierung wird für die Analyse von Materialien in vielen Anwendungen genutzt, beispielsweise in der Textil- und Kunststoffindustrie. Durch die Partnerschaft zwischen Kraemer Elektronik und Spectral Engines, der Tochterfirma der Nynomic Gruppe, eröffnen sich nun auch im Medikamenten-Testing große Potenziale zur Effizienzsteigerung und Automatisierung. Auch ermöglicht die kontaktfreie Analyse, bzw. die Analyse eines Objektes, ohne dieses zu zerstören, was wiederum die Sicherheit im Testing-Prozess erhöht. So müssen keine Stichproben genommen werden, um Rückschlüsse auf die Charge zu ziehen – jede einzelne Pille eines Medikaments kann schnell und automatisiert überprüft werden.