Langfristig steigen Aktienkurse, weil die zugrunde-liegenden Unternehmen Gewinne erwirtschaften und sich damit der Wert des Unternehmens erhöht. In einer perfekten Welt würde damit die Wertentwicklung eines Unternehmens und Börsenkurs parallel verlaufen. In der Realität sind Börsenkurse aber durch Emotionen und Erwartungshaltungen geprägt, die Abweichungen in die eine oder andere Richtung verursachen.
Dabei spielt die Bewertung des Unternehmens eine maßgebliche Rolle. Jedem Unternehmen wird von den Anlegern ein bestimmtes Bewertungsniveau beigemessen. Dafür gibt es keine fixe Messgröße, aber im Großen und Ganzen ist es die Relation von Börsenwert und Gewinn. So werden verschiedenen Unternehmen unterschiedliche Größenordnungen beigemessen, die aber nicht in Stein gemeißelt sind, sondern sich je nach Unternehmen, Branche, Konjunkturzyklus oder Gewinndynamik verändern können.
Rückkehr zum Mittelwert
Auf lange Sicht ist es jedoch so, dass Aktienkurse hinsichtlich der Bewertung um ihren Mittelwert schwanken. Lag das durchschnittliche Verhältnis von Börsenwert zu Gewinn einer Aktie beispielsweise in den vergangenen 10 Jahren bei 15, ist es durchaus möglich, dass die Aktie kurzzeitig bei einem Verhältnis von 20 oder auch unterdurchschnittlich bei einem Wert von 10 notiert. Im Mittel wird es aber so sein, dass die Bewertung auf den Mittelwert von 15 zurückkehrt. Viele Investoren vergessen diesen Zusammenhang häufig und prolongieren eine hohe Bewertung zu lange in die Zukunft. Dies hat zur Folge, dass sie von der Rückkehr zum Mittelwert überrascht werden und Geld verlieren, mit Aktien von eigentlich starken Unternehmen, die aber schlichtweg zu teuer waren. Dies ist ein oft zu beobachtendes Phänomen an den Börsen, wenn Aktien über einen langen Zeitraum hinweg deutlich gestiegen sind und Anleger dann auf den fahrenden Zug aufspringen.
Umgekehrt kann man sagen, dass man aus dem Bewertungsniveau einer Aktie unter sonst gleichen Bedingungen die Chancen für die zukünftige Kursentwicklung ableiten kann. So korreliert eine hohe Bewertung mit niedrigeren zu erwartenden zukünftigen Erträgen und eine niedrige Bewertung lässt einen höheren zukünftigen Ertrag erwarten.
Substanz-Zuwachs als Messgröße
Eingangs hatten wir festgestellt, dass in einer idealen Welt die Wertentwicklung eines Unternehmens und der Börsenwert parallel verlaufen müssten. Eine gute Beobachtungsgröße für die Entwicklung des Unternehmenswertes ist dabei unter anderem das Eigenkapital.
Das Eigenkapital wächst mit jedem Euro Gewinn, den ein Unternehmen erwirtschaftet, an. Handelt es sich also um ein gutes Unternehmen, dann erhöht sich der Eigenkapitalwert kontinuierlich. Das Eigenkapital ist derjenige Kapitalanteil eines Unternehmens, der den Eigentümern gehört, also den Aktionären. Man kann sagen, dass das Eigenkapital den Substanzwert für Aktionäre darstellt, der übrig bleiben würde, wenn das Unternehmen seinen Geschäftsbetrieb einstellt und keine weiteren Gewinne mehr erwirtschaftet werden würden.
In der Regel notiert der Börsenwert eines Unternehmens über diesem Substanzwert, da davon ausgegangen ist, dass das Unternehmen in der Zukunft weiterhin Gewinne erwirtschaften wird. Das Aufgeld zum Substanzwert spiegelt damit die zukünftige Ertragserwartungshaltung der Aktionäre für das Unternehmen wider.
Kurssturz zeigt Übertreibung an
Im Bild unten ist die prozentuale Entwicklung von Eigenkapital und Börsenwert der Unternehmen des Alpha Star Dividendenfonds seit dem Jahr 2011 dargestellt. Dabei wird deutlich, dass die Börsenwerte bis zum Jahr 2015 deutlich überproportional zu den Eigenkapitalwerten gestiegen sind, bevor über die Jahre 2016 und 2017 eine Annäherung der beiden Werte zu beobachten war. Es hat eine Annäherung zum Mittelwert stattgefunden. Dennoch wurde den Titeln unverändert eine entsprechende Wachstumsfantasie beigemessen.
Mit dem deutlichen Rückgang der Kurse im laufenden Jahr hat sich das Bild schlagartig gedreht. Obwohl die Gewinne der Unternehmen im Jahr 2018 und höchstwahrscheinlich auch in 2019 weiter positiv ausfallen werden und damit die Substanz der Unternehmen weiter zulegen wird, liegt der Kurszuwachs der Börsenwerte nach den Rückgängen nur noch auf dem Niveau des Jahres 2014.
Andersherum bedeutet das nichts anderes, als das die Börsen derzeit für 2019 einen Gewinnrückgang um 20% erwarten. Dafür gibt es jedoch im Moment überhaupt keine Indikation. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Unternehmen weiterhin Gewinne schreiben werden und Substanz aufbauen. Selbst wenn die Gewinne tatsächlich leicht sinken sollten, würde der dann resultierende Substanzwert noch immer zulegen und ein entsprechendes Aufholpotenzial indizieren.
Das heißt, der Rückgang der Kurse in den vergangenen Monaten war deutlich zu heftig und nimmt ein Szenario vorweg, dass derzeit nicht absehbar ist, schon gar nicht in dieser Größenordnung. Vielmehr sind die jüngsten Entwicklungen unserer Ansicht nach emotional geprägt bzw. von Angst determiniert.
Fazit
Nach der scharfen Korrektur der vergangenen drei Monate hat sich das Verhältnis zwischen Substanz- zuwachs und Zuwachs des Börsenwertes deutlich gedreht. Nachdem in den vergangenen Jahren der Zuwachs der Börsenwerte höher war, zeigt sich in 2018 das umgekehrte Bild und der Substanzzuwachs überflügelt die Kursentwicklung. Dies hat zur Folge, dass die Bewertung der Aktien des Alpha Star Dividendenfonds nunmehr unterhalb des Mittelwertes notiert.
Entsprechend der Gesetzmäßigkeit der Rückkehr zum Mittelwert hat sich damit ein entsprechendes Aufholpotenzial aufgetan. Dies sagt noch nichts darüber aus, wann die Lücke geschlossen werden wird oder ob diese zunächst eventuell noch größer wird, aber es sagt aus, dass ein entsprechendes Potenzial vorhanden ist, solange die Unternehmen in Summe keine Verluste erwirtschaften.
Zur Einordnung dieser Aussage lohnt ein Blick auf die Gewinnsituation der Unternehmen in der Vergangenheit. Im Jahr 2017 haben alle 23 Unternehmen aus dem Alpha Star Dividendenfonds Gewinne erwirtschaftet. Auch in 2018 werden alle Unternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut einen Gewinn erwirtschaften, also an Substanz zulegen können. Gleiches gilt im Übrigen auch für den Alpha Star Aktienfonds.