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Von der Insel in die Welt – Weltmarktführer aus Großbritannien

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Während der 70-jährigen Herrschaft von Königin Elizabeth II. stieg der britische Aktienmarkt um das 2.500-fache. Bis heute ist der FTSE-Index unter ihrem Sohn um 7 % gestiegen. Es gibt also noch viel mehr zu tun!
Nick Train (britischer Investor)

Das Vereinigte Königreich hat sich in jüngster Vergangenheit nicht gerade durch weitsichtige politische Entscheidungen ausgezeichnet. Der unüberlegte Brexit von 2016 sorgte u. a. für leere Regale in den Supermärkten, infolge eines Mangels an LKW-Fahrern. Die Skandale des ehemaligen Premier Boris Johnson sind sicherlich amüsant zu lesen, aber zu lang für diese Kolumne. Johnsons Nachfolgerin Liz Truss hat in ihrer kurzen Amtszeit mit geplanten Steuersenkungen einen Beinahe-Kollaps des britischen Pensionssystems herbeigeführt. Als die kurzfristigen Zinsen sprunghaft anzogen, mussten viele Pensionsfonds regulatorisch bedingt Anleihen verkaufen und unterstützten so den Abwärtstrend, bis schließlich die Bank von England beherzt eingriff. Die politische Dauerkrise ging auch nicht spurlos an der englischen Währung vorüber. Während das britische Pfund zur Euro-Einführung noch bei über 1,60 € stand, werden heute gerade einmal 1,12 € aufgerufen, eine Abwertung um über 30 %.

Auch die englischen börsengelisteten Konzerne haben an weltweiter Relevanz eingebüßt. Während die Gewichtung im MSCI-Weltindex im Jahre 2000 noch 11 % betrug, stehen wir heute bei 4 %. In den Top-15 des Index befanden sich damals noch drei britische Unternehmen, heute gibt es kein einziges mehr unter den Top-Werten. Der englische Öl-Förderer Shell folgt abgeschlagen auf Rang 38.

Trotzdem machen britische Unternehmen aktuell ca. 25 % des Fondsvolumens des Alpha Star Europa aus. Trotz aller Probleme gibt es gute Gründe, warum wir guten Gewissens in diesem Land investieren können und warum wir im britischen Mittelstand starke Unternehmen finden.

Europas stärkste Unternehmer befinden sich auf der Insel

Eine möglichst nachhaltige und stabile politische Entwicklung ist unumgänglich für langfristiges Investieren. Großbritannien bildet hier keine Ausnahme. Nur investieren wir in erster Linie nicht in Staaten, sondern in die Unternehmen und Unternehmer vor Ort. In Großbritannien werden wir oft fündig, weil es ein lebendiges Unternehmertum gibt, was dem der USA ähnelt. Das Vereinige Königreich nimmt regelmäßig Spitzenplätze im jährlich erscheinenden Entrepreneurship-Monitor ein und liegt z. B. weit vor Deutschland (siehe Chart).

Im Jahr 2022 allein wurden in England 800.000 neue Firmen gegründet, 5 % mehr als im Vorjahr. Woher rührt diese hohe Gründungsaktivität?

Das britische Hochschulsystem spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Die führenden englischen Universitäten wie die London School of Economics, Oxford oder Cambridge ziehen schlaue Köpfe aus der ganzen Welt an. Nicht selten entstehen in diesem Umfeld innovative neue Lösungen und Produkte, die dann in Unternehmensgründungen münden. Ein weiterer Einflussfaktor ist das etablierte Finanzsystem und ausreichend zur Verfügung stehendes Risikokapital. Gründer können darauf vertrauen, dass ihre innovativen Ideen eine faire Chance auf eine Finanzierung bekommen, sei es durch private Geldgeber (Venture Capital) oder
über den Aktienmarkt. Zusätzlich zum ausgeprägten Gründergeist sind die Briten führend, was die Akzeptanz des Internets und insbesondere des Online-Handels anbelangt. England hat den höchsten Anteil an Online-Käufern in Europa, fast doppelt so hoch wie in Frankreich, was auf Platz 2 folgt. 60 % dieser Online Einkäufe finden per Mobiltelefon oder Tablet statt, ebenfalls ein Topwert in Europa.

Eine sehr unternehmerfreundliche Ökonomie, gepaart mit einer ausgeprägten Technologie- und Internetakzeptanz, stellen ein ideales Biotop für innovative Unternehmen dar, die genau die Qualitätseigenschaften besitzen, die wir schätzen.

Britische Weltmarktführer im Alpha Star Europa

Wir investieren vornehmlich in Nischenanbieter, die global aufgestellt sind und die aufgrund der weltweiten Akzeptanz ihrer Produkte als Weltmarktführer eingestuft werden können. Ein solcher „Global Player“ und Teil des Alpha Star Europa ist die Calnex Solutions aus Schottland. Sie vertreibt hochkomplexe Testgeräte und Software für Telekommunikationsnetze und Datencenter. Das Flaggschiff-Produkt, das Paragon-neo, ist das einzige Testinstrument am Markt, das durch eine Genauigkeit von weniger als 1 Nanosekunde (1 Milliardstel Sekunde!) besticht. Der Kundenkreis besteht aus Telekomanlagen-Herstellern wie die schwedische Ericsson, Netzwerkbetreibern wie die Deutsche Telekom oder Datencenteranbietern wie Microsoft. Wie global das Geschäft von Calnex ist, zeigt der folgende Fakt: Bis zum letzten Jahr hatte die Firma keinen einzigen Kunden im schottischen Heimatland. Auch der einzige britische Kunde, British Telecom, macht vermutlich nicht mehr als 4 % des Gesamtumsatzes aus.

Ein weiteres Beispiel stellt unser Portfoliounternehmen Games Workshop aus Nottingham dar. Hinter der Firma verbirgt sich der Hersteller von Miniaturfiguren für Strategiespiele, wobei die „Warhammer“-Reihe wohl das bekannteste Universum darstellt. Die Sammler und Spieler dieses Hobbys bauen die Games Workshop-Figuren gewöhnlich selbst zusammen und bemalen sie mit hauseigenen Farben, was Games Workshop allein daraus Millionen an Umsatz zusteuert. Von den 520 Läden befinden sich mehr als 380 außerhalb Englands und bescheren der Firma eine weltweite überaus loyale Fangemeinde. Inzwischen stellen die USA den größten Markt dar und selbst in den entlegensten Orten wie Kuala Lumpur oder Wellington (Neuseeland) sind einzelne Warhammer-Läden zu finden.
Das dritte weltweit agierende Unternehmen im Alpha Star Europa ist BIG Technologies, mit Firmensitz in einem Londoner Vorort. Mit der elektronischen, softwarebasierten Überwachungstechnik „Buddi“ verdient BIG an jedem im Einsatz befindlichen Gerät eine monatliche Miete, ähnlich einem Abo-Modell. Buddi zählt englische Behörden zu seinem Kundenkreis, jedoch sind Verträge beispielsweise in Australien und den USA weitaus umfangreicher und daher wichtiger. Was haben unsere drei Firmen gemeinsam? Durch die weltweite Ausrichtung bedienen sie einen globalen Nischenmarkt, der Heimatmarkt spielt nahezu keine oder nur eine untergeordnete Rolle.

Fazit

Selbst bei einer sehr pessimistischen Sichtweise auf die britische Wirtschaft oder besorgniserregende politische Entwicklungen, globale Nischenanbieter werden ihre Wertentwicklung hiervon unbeeindruckt fortsetzen. Der bloße Blick auf den Firmensitz kann sich als trügerisch herausstellen. Der britische Aktienmarkt wird unter dem neuen englischen König die hohen Kurssteigerungen seiner Vorgängerin wohl nicht wiederholen – schon allein aus Altersgründen. Jedoch stimmen wir mit dem britischen Investor Nick Train überein: Was den britischen Markt angeht, gibt es für uns noch viel zu tun.

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