Nitroglycerin reiht sich damit in ein breites Spektrum von Chemikalien ein, die eine wichtige Funktion in der Pharmaindustrie erfüllen, an und für sich aber ein hohes Gefahrenpotenzial bergen. Ein anderes Beispiel wäre Phosgen, ein äußerst giftiges Gas, das in der Vergangenheit auch als Waffe eingesetzt wurde. In der pharmazeutischen Industrie wird Phosgen als Reagenz in der Synthese verschiedener Verbindungen eingesetzt. Oder Aziridin, das zur Herstellung von Krebsmedikamenten und Antibiotika benötigt wird, paradoxerweise in seiner Reinform aber stark krebserregend ist.
Fast noch gefährlicher als diese Chemikalien selbst ist deren Herstellung. Häufig sind die Stoffe während des Syntheseprozesses noch instabiler und reaktionsfreudiger, was diesen äußerst herausfordernd macht. Leicht verständlich ist also, dass dieser sehr hohen Sicherheitsanforderungen unterliegt. In der EU gilt dabei eine der strengsten Chemikalienverordnungen weltweit, das sogenannte REACH-Regulierungssystem. „REACH“ ist eine Abkürzung für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“. Die Verordnung regelt den Umgang mit den Substanzen genauestens und enthält strenge Richtlinien für Unternehmen, die diese produzieren.
Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Gefahrstoffe und der spezifischen Anforderungen im Umgang mit ihnen, sowohl chemisch als auch rechtlich, ist der Markt für Feinchemikalien tendenziell stark fragmentiert. Viele größere Produzenten fokussieren sich daher auf die Synthese von Substanzen, die in größeren Mengen produziert werden und ein geringeres Gefahrenpotenzial bergen. Acetylsalicylsäure zum Beispiel ist einer der am häufigsten verwendeten Wirkstoffe in pharmazeutischen Produkten. Sie wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Unternehmen, die sich auf die Massensynthese solcher Substanzen fokussiert haben, versuchen vor allem im Preiskampf durch Skaleneffekte zu konkurrieren.
Neben diesen standardisierten Chemikalien gibt es noch den Markt für spezialisierte Chemikalien, zu denen auch Nitroglycerin, Phosgen und Aziridin zählen. Bei diesen Märkten handelt es sich um sogenannte Nischenmärkte – Märkte, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sehr spezifische Bedürfnisse oder Anforderungen bedienen. Sie bieten den Vorteil, dass auf diesen Märkten eine weit höhere Kundenbindung herrscht als auf Massenmärkten. Etablierte Unternehmen in diesen Märkten haben zudem mit geringerer Konkurrenz zu kämpfen. In Verbindung mit dem kundenseitigen Mangel an alternativen Produkten entsteht für die den Markt bedienenden Unternehmen folglich eine hohe Preissetzungsmacht.
Ein Unternehmen, das sich an der Spitze eines solchen Marktes für sogenannte „exklusive Synthese“ positioniert hat, ist das Schweizer Unternehmen Dottikon ES Holding AG. Dank über 100 Jahren Know-how hat Dottikon die Verfahren zur exklusiven Synthese perfektioniert, vor allem im Bereich der Hochdruck- und der Niedertemperatur-Chemie. Das Unternehmen kann seinen Kunden somit ein breites Portfolio an individuell spezialisierten Chemikalien anbieten.
Die kontinuierlich zunehmende Komplexität neuer pharmazeutischer Wirkstoffe führt dazu, dass auch der Markt für exklusive Synthese sowie deren Chemikalien immer weiterwächst. Die strengen Regularien und das für einen Markteintritt benötigte Know-how führen allerdings dazu, dass potenzielle Konkurrenten von Dottikon erst hohe Hürden überwinden müssten, um sich auf diesem Markt zu etablieren, geschweige denn mit dem Schweizer Unternehmen zu konkurrieren. Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach spezialisierten Chemikalien in Verbindung mit der ausgezeichneten Positionierung ist auch von weiterem Unternehmenswachstum seitens Dottikon zu rechnen.