Zyklus aus Expansion und Refokussierung

Über Jahrzehnte hinweg gelang durch gezielte Wachstumsphasen und strategische Refokussierungen eine beeindruckende Transformation.
Refokussierung auf das Kerngeschäft
Im Jahr 1839 wurde in der norwegischen Stadt Oslo, die damals noch Christiania hieß, ein kleiner Verlag gegründet. In den ersten Jahren nach seiner Gründung konzentrierte sich das junge Unternehmen fast ausschließlich auf die Veröffentlichung und den Druck von Büchern und verfolgte eine eher konservative Wachstumsstrategie. Den ersten bedeutenden Schritt in seiner Entwicklung machte das Unternehmen Schibsted mit der Gründung einer eigenen Tageszeitung. Diese gewann im Laufe der Zeit stetig an Reichweite und entwickelte sich zu einer der führenden Nachrichtenpublikationen Norwegens, die die nationale Medienlandschaft prägte. Parallel dazu wurde die Zeitung zum neuen Umsatz-Flaggschiff von Schibsted. Das Unternehmen nutzte diesen Erfolg strategisch, um verschiedene Verlage und Zeitungen aufzukaufen und so seine Marktstellung weiter zu stärken. 1992 reorganisierte sich Schibsted als Holdinggesellschaft, was es dem Unternehmen ermöglichte, seine strategischen Investitionen und Expansionen auch über Norwegen hinaus auszudehnen und damit den Grundstein für eine diversifizierte Unternehmensstrategie zu legen. Dieser Schritt erleichterte zudem die Verwaltung der Tochterunternehmen. Das notwendige Kapital zur Umsetzung seiner ehrgeizigen Pläne erhielt Schibsted durch seinen Börsengang im selben Jahr. Das Unternehmen erkannte frühzeitig die Bedeutung des Internets und setzte in den späten 1990er Jahren mit der Gründung von FINN.no, einer der ersten Online-Kleinanzeigen-Plattformen Norwegens, den nächsten großen Schritt in seiner Erfolgsgeschichte. Auch dieses neue Medium entwickelte sich über die Jahre zur Haupteinnahmequelle des Unternehmens.

Zweiphasiger Wachstumszyklus

All diese Schritte sind Bestandteile eines zweiphasigen Zyklus in der Wachstumsstrategie von Schibsted. Die erste Phase besteht aus einer Wachstumsphase, in der das Unternehmen von bestehendem Wissen oder Ressourcen profitieren kann. So ermöglichte die Verlagstätigkeit die vergleichsweise einfache Expansion in das Zeitungsgeschäft. Das gewonnene Know-how im Zeitungsdruck half wiederum, eine der ersten digitalen Präsenzangebote aufzubauen, die schließlich das Fundament für das nachfolgende Online-Classifieds-Geschäft bildete. Netzwerkeffekte trugen weiter dazu bei, dass sich Schibsted mit diesem Geschäftsmodell fest etablieren und expandieren konnte.

Der zweite Teil des Zyklus besteht darin, sich nach erfolgreichem Wachstum auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Auf den Erfolg der Zeitung folgte die Aufgabe des ursprünglichen Verlagsgeschäfts. Nachdem die digitale Präsenz erfolgreich etabliert war, wurde die klassische Zeitungsveröffentlichung zurückgefahren. Mit der Fokussierung auf die Online Classifieds wurde die Sparte News Media abgespalten, und nach der Expansion auf internationale Märkte folgte die Fokussierung auf den nordischen Markt, wo Netzwerkeffekte aufgrund der Nähe dem Unternehmen eine nahezu monopolartige Stellung sichern. Die Ankündigung, das Venture-Capital-Portfolio veräußern zu wollen, stellt den jüngsten Schritt in diesem Zyklus dar.

Schibsteds strategische Entscheidungen haben nicht nur zu einer hervorragenden Balance aus Wachstum und Fokussierung auf das Kerngeschäft geführt, sondern auch das Vertrauen der Anleger in die Zukunft des Unternehmens gestärkt. Auch wenn die Aktie derzeit hoch bewertet ist, rechtfertigen stabile Dividenden und Margenzuwächse diesen Wert. Die Abspaltung des Venture-Capital-Portfolios dürfte die Rentabilität weiter verbessern und den Fokus des Managements auf das margenstarke Classifieds-Geschäft verstärken. Insgesamt wird durch die fokussierte Ressourcenallokation ein nachhaltiges, zweistelliges Gewinnwachstum erwartet, das die Unternehmenssubstanz weiter stärkt.