Managemententscheidungen – Das Zünglein an der Waage
Als Aktionäre tragen wir sowohl die Chancen als auch die Risiken, wenn wir uns an Unternehmen beteiligen. Aus dieser einfachen Erkenntnis ergibt sich die notwendige Konsequenz, vor einer Investitionsentscheidung alle uns zur Verfügung stehenden Informationen auf Herz und Nieren zu prüfen und uns darüber hinaus kontinuierlich zu informieren und auf dem Laufenden zu halten.
Neben zahlreichen quantitativen Daten, die sich aus der operativen Realität eines Unternehmens, seiner Marktstellung, seiner Preissetzungsmacht und seiner Effizienz ableiten lassen, gibt es eine wesentlich menschlichere Komponente, die für unsere Entscheidungen relevant und im Vorfeld oft nur schwer messbar ist. Die aktiven Entscheidungen des Managements können von allen Faktoren den größten Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens und damit auch auf uns Aktionäre haben. Diese Entscheidungen, in welche Projekte, Produktentwicklungen, Segmente und Abteilungen die begrenzten Ressourcen als Nächstes investiert werden, bestimmen im Wesentlichen, ob ein Unternehmen auf seinem Weg gestärkt oder geschwächt wird.
Deshalb legen wir bei Alpha Star seit jeher großen Wert auf das persönliche Kennenlernen und auf regelmäßige Gespräche mit dem Management der Unternehmen. Aus unserer Sicht ist es nur durch diesen zwischenmenschlichen Kontakt und die dabei beobachtbaren Verhaltensweisen und Aussagen möglich, sich ein umfassendes Bild von der Unternehmensleitung zu machen. Man kann dieses Vorgehen auch als eine Komponente des Risikomanagements betrachten.
Wie relevant in diesem Zusammenhang der regelmäßige Kontakt ist, zeigt einmal mehr unser ehemaliger Depottitel Big Technologies, den wir im Oktober 2023 vollständig verkauft haben. In unserem Erstgespräch vermittelte das selbstbewusst auftretende Management des Unternehmens einen äußerst positiven Eindruck von der Stärke der eigenen Produkte und der damit verbundenen Stabilität der bestehenden Verträge. Obwohl dieser Eindruck noch durch Zahlen und weiterführendes Research gestützt wurde, nahm das Folgegespräch eine deutliche Wendung.
Auf der Basis neu gewonnener Erkenntnisse und eines entsprechend angepassten Fragestils konnte ein grundlegender Bruch in der Logik der bisherigen Managementerzählung identifiziert werden. Dieser deutete an, dass doch ein erhebliches Risiko bestand, bedeutsame Aufträge zu verlieren. Bei weiterem Nachhaken kam eine erhöhte Unsicherheit des Managements in Bezug auf konkrete Zukunftsinvestitionen zum Tragen. Direkt nach diesem Gespräch setzte sich das Team zu einer intensiven Diskussionsrunde zusammen, um die gerade gewonnenen Erkenntnisse und den Vertrauensverlust in das Management neu einzuordnen. Noch am selben Abend wurde der Verkauf der gesamten Position beschlossen.
Nur zwei Monate nach dieser Entscheidung gab das Unternehmen bekannt, dass einer der größten Verträge wohl verloren gehe und weitere Neuabschlüsse unsicher seien. Die Reaktion der Aktie ließ nicht lange auf sich warten: Das Unternehmen verlor zeitweise mehr als 60 % seines Wertes. Einige Aktionäre mit einem rein zahlenorientierten Ansatz haben die Risikosituation nicht rechtzeitig erkennen können. Dieser für Alpha Star bisher einmalige Fall hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, auch in Zukunft den zwischenmenschlichen Kontakt zu unseren Unternehmenslenkern als zentralen Renditefaktor weiter auszubauen und zu pflegen.