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Investitionen evaluieren

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Früher war die Welt noch einfach. Wenn ein Unternehmen eine Maschine für 5 Mio. € gekauft hatte, wurde diese Maschine mit einem Wert von 5 Mio. € in der Bilanz angesetzt und z. B. über einen Zeitraum von 5 Jahren abgeschrieben. Entsprechend wurden pro Jahr 1 Mio. € als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Die Abschreibungen repräsentieren dabei den Werteverzehr, der über die Laufzeit der Maschine durch entsprechende Umsätze und neue Investitionen wieder kompensiert werden muss.

Heute ist die Welt eine andere. Unternehmen investieren nicht mehr nur in materielle Vermögenswerte, um ihr Geschäft zu betreiben und um Wachstum zu erzeugen. Selbst Unternehmen aus „traditionellen Branchen“ wie dem Maschinenbau, der Automobilindustrie oder dem Immobilienwesen investieren heute in die Erstellung von Software, forschen an neuen Technologien oder erschließen sich über Onlinemarketing neue Kundengruppen oder Talente. Kurz: Unternehmen investieren zunehmend in Bereiche abseits klassischer Vermögenswerte wie Gebäude oder Maschinen. Häufig sind diese Vermögenswerte heute immateriell, man kann sie also weder anfassen, noch sehen. Dennoch haben diese Vermögenswerte inzwischen eine enorme Bedeutung. Die Bilanzierungsvorschriften haben sich dem Wandel der Zeit hingegen nicht so schnell angepasst. Große Teile von Investitionen in immaterielle Vermögenswerte werden daher heute nicht mehr in den Bilanzen der Unternehmen reflektiert. Immaterielle Investitionen gab es zwar schon immer, aber die Dimension ist heute deutlich größer. Es wird geschätzt, dass die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, die nicht in den Bilanzen von Unternehmen erfasst werden, heute circa doppelt so hoch sind wie die Investitionen, die in den Bilanzen abgebildet werden. So kommt es, dass wir zum Teil deutliche Verzerrungen der wahren ökonomischen Zusammenhänge haben und damit leicht falsche Schlüsse über Investitionen, Rentabilität und Wachstumsperspektiven von Unternehmen gezogen werden können. Die Genauigkeit bei der Prognostizierbarkeit von zukünftigen Gewinnen und damit erwartbaren Aktienrenditen geht dadurch verloren. Daher ist es wichtig diese Zusammenhänge zu verstehen und anzupassen, um aussagekräftige Zahlen für die Bewertung von Unternehmen zu erhalten. Damit ist diese Betrachtung unmittelbar wertschöpfend und trägt zur Optimierung von Renditen bei.

Den klassischen Fall einer Investition in Sachanlagen haben wir oben am Beispiel der Maschine bereits gesehen. Schwieriger wird es schon bei immateriellen Vermögenswerten, etwa einer Kundenliste, die im Rahmen einer Firmenübernahme gekauft wird. Die Investition in diese Kundenliste wird zunächst wie bei einer
Sachanlage in der Bilanz angesetzt und über die Laufzeit abgeschrieben. Was die Bilanzierungsvorschriften nicht erfassen, ist der Umstand, dass das Unternehmen zudem in den Erhalt der Werthaltigkeit der Kundenliste investieren muss. Investitionen dafür werden jedoch nicht in der Bilanz angesetzt, sondern als Kosten in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst. Es findet also eine Doppelzählung der ökonomischen Aufwendungen statt, über die Abschreibungen und über die Aufwendungen der Ersatzinvestition. Wer dem nicht Rechnung trägt, arbeitet mit deutlich zu niedrigen ökonomischen Gewinnen.

Ähnlich verhält sich dies bei Entwicklungskosten, etwa zur Erstellung von Software oder neuer Produkte. Diese können unter bestimmten Umständen in der Bilanz angesetzt werden oder nicht. Dabei hat auch das Management einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung. Die Folge: Entstandene Vermögenswerte werden zum Teil gar nicht oder zu gering dargestellt. Das wiederum führt zu einem erhöhten Ausweis der Unternehmensrentabilität (Kapitalrenditen). Forschungsaufwendungen jeder Art tauchen darüber hinaus nicht in der Bilanz auf, sondern werden vollständig als Kosten erfasst.

Wiederum anders ist es bei Goodwill, den man als strategischen Aufpreis sehen kann, der bei der Übernahme eines anderen Unternehmens bezahlt wird. Dieser wird unter den internationalen Bilanzierungsstandards bei Erwerb zwar in der Bilanz angesetzt, aber nicht abgeschrieben. Vielmehr findet eine regelmäßige Überprüfung der Werthaltigkeit statt, die bei Bedarf korrigiert wird. Wird eine solche Korrektur vorgenommen, zeigt sich, dass sich die erhofften Synergien nicht eingestellt haben und werden aus der Bilanz herausgenommen. Das Geld für diese potenziellen Synergien ist jedoch real geflossen. Daher wird das reale ökonomische Bild verzerrt. Dieser Realität muss in der Bilanzaufbereitung Rechnung getragen werden.

Was ist zu tun?

Es wird deutlich, dass große Teile der „modernen“ Investitionsaktivitäten nicht sinnvoll in den Zahlenwerken der Unternehmen reflektiert werden. Insbesondere Aktivitäten, die Wachstum bringen, z. B. Entwicklungsaufwendungen oder Marketingmaßnahmen, werden bei den derzeitigen Bilanzierungsvorschriften nicht adäquat erfasst. Dabei ist schon allein intuitiv klar, dass beispielsweise Investitionen in die Produktentwicklung positiv mit zukünftigem Umsatz- und Gewinnwachstum korrelieren. Darüber hinaus wurde dieser logische Zusammenhang in zahlreichen Studien nachgewiesen.

Um diese Schwäche der Bilanzierungsvorschriften auszugleichen, stecken wir bei Alpha Star viel Arbeit in die Korrektur dieser Positionen. Dabei identifizieren wir nicht in der Bilanz, sondern als Kosten erfasste Investitionen und setzen diese künstlich in der Bilanz an. Dann schreiben wir diese über ihre Nutzungsdauer ab, wie das auch bei Sachanlagen der Fall ist. Mit dieser Vorgehensweise werden zum einen immaterielle Vermögenswerte sichtbar und zeigen ein realistischeres Bild der Unternehmen. Zum anderen ist das Resultat auch eine deutlich aussagekräftigere Darstellung der Gewinnsituation und vor allem der Rentabilität von Unternehmen. Durch die Trennung von Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und operative Ausgaben erhöhen wir zudem die Prognostizierbarkeit von zukünftigen Gewinnen und ermöglichen so eine genauere Wertbestimmung der Unternehmen. Das trägt ultimativ auch zur Renditeoptimierung bei.

Fazit

Wie in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft auch entwickelt sich die Welt schneller weiter als bestehende Regularien nachgezogen werden können. So ist das auch bei der Bilanzierung, die „modernen“ Investitionen in immaterielle Vermögenswerte wie Software, Technologien oder Kundenlisten nicht ausreichend Rechnung trägt. Die Folge ist eine verzerrte Darstellung der realen ökonomischen Verhältnisse, was zu falschen Schlüssen beiträgt. Daher korrigieren wir bei Alpha Star diese „Fehler“ in der Bilanzierung, um eine Darstellung zu erhalten, die der tatsächlichen Realität deutlich näher ist. Damit verbessern wir unsere Entscheidungsgrundlage und reduzieren die Fehlerquote bei Investmententscheidungen.

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